Vierte Welle bremste

Wirtschaft von Corona-Einbruch noch nicht erholt

Wirtschaft
04.03.2022 17:14

Österreichs Wirtschaft ist voriges Jahr real um 4,5 Prozent gewachsen, sie laboriert aber immer noch an dem starken Corona-bedingten Einbruch im Jahr 2020: Die Wirtschaftsleistung machte 2021 erst 97,4 Prozent des Wertes von 2019 aus, gab die Statistik Austria am Freitag bekannt. Das BIP-Wachstum war auch etwas geringer als erwartet, Wifo-Chef Gabriel Felbermayr hatte Ende Jänner noch mit 4,6 bis 4,7 Prozent für 2021 gerechnet.

Im vierten Quartal lag die Wirtschaftsleistung zwar real um 5,5 Prozent über dem entsprechenden Vorjahresquartal, jedoch bremste der Lockdown die Entwicklung gegenüber dem dritten Jahresviertel. Von Oktober bis Dezember ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal real saison- und kalenderbereinigt um 1,5 Prozent zurück.

Hotellerie und Gastro schrumpften deutlich
Das Wirtschaftswachstum von 4,5 Prozent im Gesamtjahr wurde nahezu von allen Sektoren getragen, erklärte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas: „Besonders durch die Industrie, Bergbau, Herstellung von Waren mit plus 9 Prozent, durch den Handel mit plus 7,3 Prozent, oder auch durch die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, zu denen zum Beispiel auch Beratung, aber auch die Leiharbeit gehört, mit plus 7,7 Prozent“. Nur Beherbergung und Gastronomie seien 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 15,9 Prozent geschrumpft - auch weil die ersten Wochen des Jahres 2020 noch nicht durch Corona betroffen waren.

Im Gesamtjahr 2021 lag Österreichs Wirtschaftsleistung bei 97,4 Prozent des Niveaus 2019. Nachdem die österreichische Wirtschaftsleistung im 3. Quartal 2021 bereits über dem Vergleichsquartal 2019 gelegen war, hätten die Lockdown-Maßnahmen die Wirtschaft aber im Schlussquartal noch einmal unter das Vorkrisenniveau gedrückt, erklärte Thomas. Unter den Maßnahmen besonders gelitten hätten Gastronomie und Beherbergung, Friseure oder der Kulturbereich.

Industrie und Handel deutlich über Vorkrisenniveau
Etliche Wirtschaftssektoren seien im 4. Quartal aber auch deutlich über dem Vorkrisenniveau gelegen, so Thomas, insbesondere Banken und Versicherungen, Industrie, Handel sowie Information und Kommunikation. Im Jänner 2022 habe sich die Hochkonjunktur speziell für die Industrie und den Bau fortgesetzt, sagte Statistik-Austria-Volkswirt Johannes Chalupa. „Insgesamt liegt der Umsatzindex für Industrie und Bau im Jänner 2022 bereits 26,1 Prozent über dem Vorkrisenniveau vom Jänner 2019.“

Im Tourismus dagegen haben sich die Nächtigungen 2021 im Vergleich zu 2019 auf 52,1 Prozent fast halbiert, berichtete Chalupa. Bei den inländischen Gästen sei man bei 74,1 Prozent, bei den ausländischen Gästen bei 44,3 Prozent des Niveaus von 2019.

„Die Beschäftigungszahlen lagen im Jänner ‘22 bereits ordentlich über Vorkrisenniveau bei 102,8 Prozent“, sagte Thomas. „Auch die Nutzung der Kurzarbeit, die zeitweise die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise sehr eingedämmt hat, ist deutlich zurückgegangen.“ Andererseits habe auch die Anzahl der offenen Stellen mit 171.000 im 4. Quartal 2021 den höchsten Wert seit Beginn der Erhebung durch die Statistik Austria im Jahr 2009 erreicht. „Das ist auch ein Indikator für den zunehmenden Fachkräftemangel.“

„Hilfen schwächten Wirtschaft“
SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter meinte dazu am Freitag, die Zahlen zeigten einmal mehr, „wie falsch aufgesetzt die Wirtschaftshilfen der Regierung waren und dass sie die österreichische Wirtschaft insgesamt nicht gestärkt, sondern geschwächt haben“. Denn obwohl in Österreich mitunter die höchsten Förderungen ausbezahlt worden seien, zähle es europaweit zu den Ländern mit dem schwächsten Wirtschaftswachstum. „Im EU-Vergleich gibt es laut Daten der Europäischen Kommission nur fünf Länder, die seit Ausbruch der Pandemie eine noch schlechtere Wachstumsperformance als Österreich aufweisen“, so Matznetter.

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