Pandemie-Bilanz

So veränderte Corona Wirtschaft und Arbeitswelt

Österreich
21.02.2022 06:58

Nachdem das Coronavirus vor zwei Jahren in Österreich für die ersten Infektionen gesorgt hat, überschlugen sich nicht nur die gesundheitlichen und politischen, sondern besonders auch die wirtschaftlichen Ereignisse. Mit Fortdauer der Pandemie linderten sich die negativen Auswirkungen. Andere pandemisch bedingte Veränderungen - wie mehr Homeoffice - sind hingegen gekommen, um zu bleiben. Wirtschaftsgeschichtlich gesehen waren die größten Einschnitte die österreichweiten Lockdowns.

In den vier bundesweiten Stillständen - regional wie in Wien auch mehr -, durften lediglich Geschäfte des täglichen Bedarfs (Lebensmittelgeschäfte, Fleischereien, Bäcker, Apotheken, Tankstellen und auch Trafiken) öffnen. Vor dem ersten Lockdown kam es zu Hamsterkäufen, obwohl laut Handel kein Engpass drohte. Herr und Frau Österreicher horteten, vor allem Klopapier. Aber etwa auch Schokolade, Konserven, Nudeln und Reis wurden gehamstert. Tatsächlich aus ging der Germ - die Menschen begannen sich ihr eigenes Brot zu backen; manchen dürften ihre Pizzateigrezepte perfektioniert haben.

Die Wertschöpfungsverluste im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 erreichten wöchentlich an die 1,8 Milliarden Euro. Hin zum (vorerst und erhofft) letzten Stillstand senkte sich der Verlust laut Experten auf rund 800 Millionen Euro ab. Der stationäre Handel beklagte, dass die Leute durch die Schließungen vermehrt in den konkurrierenden Online-Handel gedrängt würden. Das zeigte sich auch jeweils an den Umsatzzahlen. Der Bestell-Boom hat Corona-geboostert inzwischen in Ballungsräumen auch den Lebensmittelbereich und nicht nur fertige Mahlzeiten oder andere Waren erfasst und scheint kein Ende zu nehmen.

Mehr als eine Million Menschen zum Höchststand in Kurzarbeit
Auch viele Menschen mussten persönliche finanzielle Einbußen hinnehmen. Vor allem dann, wenn sie arbeitslos wurden - oder in deutlich abgemildertem Ausmaß, wenn sie in die für Unternehmen oft rettende Kurzarbeit geschickt wurden. Der Höchststand an Kurzarbeitenden überschritt im April/Mai 2020 eine Million, dazu kam zeitgleich der Höchstwert von mehr als einer halben Million Arbeitslosen. Zuletzt (Daten vom Dienstag vergangener Woche) waren noch 184.000 Personen zur Kurzarbeit vorangemeldet. 386.902 Personen waren arbeitslos oder in AMS-Schulungen. Das sind weniger als vor der Krise. Aber der Facharbeitermangel spitzt sich weiter zu.

COFAG allein zahlte zehn Milliarden Euro an Wirtschaftshilfen aus
Die Bundesregierung - die mittlerweile personell ziemlich anders aussieht als vor der Pandemie - ging wegen der drastischen Entwicklungen jedenfalls „All-in“: „Koste es, was es wolle“, werde man die Wirtschaft und Co. stützen, sagte der mittlerweile ehemalige Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP). Das schlug sich auch in der Gründung der COFAG wieder, der Corona-Hilfsagentur für Unternehmen. Allein diese hat bisher - ohne viele weitere Hilfen, die sie nicht abwickelt - rund zehn Milliarden Euro an Wirtschaftshilfen wie Umsatzersatz, Ausfallsbonus 1, 2 und 3, Verlustersatz, Fixkostenzuschuss und Fixkostenzuschuss 800.000 ausbezahlt (Stichtag: 31.12.2021).

Nach Bundesländern erhielten Firmen in Wien (1,53 Milliarden Euro) und in Tirol (1,16 Milliarden Euro) am meisten Hilfen ausbezahlt. Dahinter folgen Salzburg (805,1 Millionen. Euro), Niederösterreich (722,5 Millionen Euro), Oberösterreich (698,8 Millionen Euro), Steiermark (667,3 Millionen Euro), Vorarlberg (292,9 Millionen Euro), Kärnten (290,4 Millionen Euro) und das Burgenland (127,2 Millionen Euro). Die vergleichsweise hohen Auszahlungen in den touristischen Bundesländern Tirol und Salzburg zeigen einen Punkt der Krise, der die heimische Volkswirtschaft katastrophal getroffen hat, nämlich Beherbergung und Gastronomie (wie auch Veranstalter). Die Wintersaison 2020/21 war praktisch ein Totalausfall. Nur die Seilbahnen bzw. Skigebiete hatten offen, bei den Hütten gab es Tee „to go“.

Nach einem fast völligen Stillstand bei der Luftfahrt erholt sich die Branche nur ähnlich schleppend wie der Städtetourismus, der mehr getroffen ist als andere Urlaubsformen. Die AUA und deren deutsche Mutter Lufthansa erhielten von der Republik Österreich 600 Millionen Euro staatlicher Kredite, die schrittweise zurückbezahlt werden sollen sowie Eigenkapitalzuschüsse und sogenannte staatliche Schadensabdeckung.

Galoppierende Inflation in zweiten Hälfte der Pandemie
Erst in der bisherigen zweiten Hälfte der Pandemie kam ein weiteres, inzwischen umso intensiveres wirtschaftliches Phänomen zum Tragen. Es entstand eine galoppierende Inflation. Die Inflation laut HVPI stieg laut Schnellschätzung im Jänner 2022 im Euroraum auf 5,1 Prozent und in Österreich auf 4,6 Prozent (bzw. 5,1 Prozent laut VPI). 2021 gab es mit einer durchschnittlichen Jahresinflation von 2,8 Prozent ein Zehnjahreshoch.

Haupttreiber sind Rohstoffe, vor allem Erdgas. Aber auch in der Gastronomie und aus Sicht von Experten wohl auch im Lebensmittelhandel dürften die Preise weiter anziehen. Einer der vielen Gründe dafür sind die weiterhin gestörten weltweiten Lieferketten. Viele Unternehmen haben in der Krise wieder lernen müssen, Lagerbestände aufzubauen. Denn just-in-time liefern - das spielt es derzeit und wohl noch in naher Zukunft nicht so recht.

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