Kinder betroffen

Was arme Familien in Österreich mit 100 € machen

Familie
02.02.2022 15:51

Jedes fünfte Kind in unserem reichen Land ist von Armut betroffen - 25 Prozent der Mädchen und Buben leben in Wien. Ein Experiment zeigt nun auf, woran es mangelt.

Die Kosten fürs Leben explodieren. Obwohl Österreich unter den Top 20 der reichsten Länder weltweit rangiert, ist jedes fünfte Kind in unserem Land von Armut betroffen. 25 Prozent dieser Mädchen und Buben leben in Wien. Die Volkshilfe hat anhand von 500 Familien untersucht, woran es armutsbetroffenen Kindern in der Pandemie mangelt.

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Kinderarmut ist eine Schande für Österreich und vermeidbar. Kinder haben ein Recht auf eine unbeschwerte Kindheit und Jugend.

Michael Häupl, Präsident Volkshilfe Wien

Die Auswertung der Daten zeigt, dass Kleidung und Lebensmittel ganz oben auf der Liste stehen. In diesem Projekt wurden 1200 Sprösslinge mit je 100 Euro im Monat unterstützt und sozialarbeiterisch betreut. Unter anderem beschreibt eine Mutter, dass sie nicht einmal den Wunsch der Kinder nach einem Weihnachtsbaum erfüllen konnte, weil der Herd kaputtging.

Fakten

  • 1253 Kinder wurden ein Jahr lang von der Volkshilfe mit 100 Euro monatlich unterstützt.
  • Jede dritte Familie musste Ausgaben fürs Essen damit decken.

Neun von zehn der untersuchten Familien fehlt Geld für Kleidung, Essen und Wohnen. In vielen Haushalten gibt es keinen Computer, Drucker oder Internetanschluss - heute für Schüler so wichtig wie einst Papier und Füllfeder. Dankbar über die 100 Euro der Volkshilfe zeigt sich auch Familie M. Durch die Behinderung der 13-jährigen Tochter ist für jeden Elternteil nur ein 20-Stunden-Job möglich. Hanna war ein gesundes Baby, bis sie mit zehn Monaten eine Meningitis bekam“, erzählt Mutter Adna. Seitdem benötigt das Mädchen rund um die Uhr Pflege.

Haushaltsbuch gibt finanziellen Überblick
Das Paar hat noch weitere zwei Töchter. „Ich führe ein Haushaltsbuch. Die Ausgaben sind mit 30 Euro pro Tag begrenzt“, erzählt die dreifache Mutter. Das ist nicht immer möglich. So reißen neue Klamotten ein Riesenloch ins Budget. Zudem werden die Sonderangebot der Supermärkte genau studiert. Die Familie hat kein Auto, für kleinere Ausflüge nimmt man den Zug.

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Ich führe ein Haushaltsbuch. Die Ausgaben sind mit 30 Euro pro Tag begrenzt.

Eine dreifache Mutter

„Dass es bei fast allen Familien im Projekt um die Finanzierung von elementaren Grundbedürfnissen geht, zeigt, wie dringend es eine Kindergrundsicherung in Österreich braucht. Damit es für die Kinder statt um ein Überleben endlich um ein Erleben geht“, betont Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe. Er fordert eine einkommensabhängige Grundsicherung von bis zu 650 Euro für armutsgefährdete Kinder.

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