Missbrauchsskandal

Schönborn: „Es wird nicht mehr vertuscht werden“

Österreich
28.01.2022 10:22

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hat sich erstmals zum aufsehenerregenden Gutachten über den Umgang mit Missbrauchsfällen in der Erzdiözese München und Freising geäußert. „Ich glaube, was jetzt notwendig ist, ist die Umsetzung in die Praxis. Das ist ein Rechtsgutachten, keine Handlungsanweisung“, betonte der Erzbischof von Wien. Das Wichtigste sei die Prävention. Zum künftigen Umgang mit Missbrauchsfällen sagte Schönborn: „Ich glaube, sagen zu können, es wird nicht mehr vertuscht werden. Es darf nicht mehr vertuscht werden.“

In dem Gutachten wurde auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. schwer belastet, Schönborn äußerte sich auch zu diesen Vorwürfen. Er wies darauf hin, dass im Fall der Missbrauchsvorwürfe gegen den Wiener Erzbischof Kardinal Hans-Hermann Groer 1995 der damalige Kardinal Joseph Ratzinger ein entschiedenes Vorgehen gefordert hatte. „Im Fall meines Vorgängers war Kardinal Ratzinger in Rom unsere Stütze“, sagte Schönborn dem ORF-Radio Ö1: „Er hat verlangt, dass hier gehandelt wird.“ Groer trat noch 1995 zurück.

Gutachten wirft Erzbischöfen Untätigkeit vor
Die Münchner Rechtsanwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl hatte am 20. Jänner im Auftrag der Erzdiözese München und Freising ein Gutachten zum Umgang mit Missbrauchsfällen in der Diözese zwischen 1945 und 2019 vorgelegt. Dieses war gegenüber der Diözesanführung sehr kritisch und warf mehreren Erzbischöfen, darunter auch dem amtierenden Diözesanoberhaupt Reinhard Marx, Versäumnisse und Untätigkeit vor.

Besonderes Aufsehen erregten dabei die Vorwürfe des Gutachtens gegen Benedikt, der von 1977 bis 1982 Erzbischof von München gewesen war. Zentral war die Frage, ob Ratzinger 1980 in die Entscheidung um die Einsetzung des aus der Diözese Essen stammenden Missbrauchstäters Peter H. in der Seelsorge direkt involviert war. Benedikt hatte in einer den Gutachtern abgegebenen Stellungnahme behauptet, er sei bei der entscheidenden Sitzung nicht dabei gewesen.

Ex-Papst korrigierte Aussage im Nachhinein
Die Kanzlei wies durch die Vorlage des Sitzungsprotokolls aber nach, dass der Erzbischof sehr wohl anwesend gewesen war. Der 94-jährige Benedikt, der 2013 das Papstamt zurücklegte und seither zurückgezogen im Vatikan lebt, korrigierte daraufhin im Nachhinein seine Aussage. Er sprach von einem „Versehen“.

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