Walchs Schwung-Ansatz

Meine emotionalsten Momente als Ski-Zuschauer

Vorarlberg
10.01.2022 11:55

„Krone Vorarlberg“-Skiexperte Magnus Walch hatte am Sonntag richtig viel Gänsehaut. Verantwortlich dafür: Sein langjähriger Weggefährte Johannes Strolz, in den sich der Lecher sehr, sehr gut hineinversetzen konnte...

Hierfür die richtigen Worte zu finden, ist fast unmöglich. Johannes Strolz gewinnt den Weltcup-Slalom von Adelboden. Ohne Kaderstatus, ohne Servicemann, ohne fixen Trainer. Unglaublich. Ich hatte Tränen in den Augen. Immer und immer wieder. Als er ins Ziel kam und außer sich war vor Freude. Als ihm Linus Strasser, auf dem roten Leader-Stuhl sitzend, zujubelte und ihn umarmte. Als Manuel Feller abschwang und sich vor ihm verneigte. Bei der Flower-Ceremony, bei der Siegerehrung, beim Interview. Jetzt noch bekomme ich Gänsehaut, wenn ich zurückdenke.

Es waren meine bis dato emotionalsten Momente als Fernsehzuschauer. Weil er ein guter Freund ist, weil ich lange mit ihm gemeinsam gekämpft habe und sicher auch, weil ich mich so gut in ihn hineinversetzen kann.

Hannes ist ein Perfektionist. Einer, der viel nachdenkt. Nach der letzten Saison stand er ohne Team da. Dass ihn viele abgeschrieben haben, gab ihm nur zusätzliche Motivation. Trotzdem war es eine völlig neue Situation für ihn. Er machte sich einen Plan, trainierte einmal hier mit, einmal dort mit. Er organisierte sich alles eigenständig und richtet sein Material noch immer selbst her. Ohne Team ist es oft nicht einfach. Die Dinge, die vorher selbstverständlich schienen, lernt man dafür wieder umso mehr zu schätzen.

Zu schätzen weiß ich neben Hannes’ skifahrerischen Fähigkeiten vor allem auch seinen Charakter. Ein herzensguter Mensch, völlig am Boden geblieben und ein Kämpfer. Ein Kämpfer voller Leidenschaft. Ich erinnere mich - es mag fast zehn Jahre her sein - als er vom Skiraum zurück zu mir ins Hotelzimmer kam und erzählte, was ein Betreuer gerade zu ihm gesagt hatte: Hast du das Slalomfahren immer noch nicht aufgegeben? Wann siehst du es endlich ein, dass aus dir kein Slalomfahrer wird? Und Hannes zu mir: Dem zeig’ ich es! Was sich dieser Betreuer gestern wohl gedacht haben muss?

Die Leistung, die Hannes in Adelboden abgeliefert hat, ist beeindruckend: skifahrerisch, vor allem aber mental. Ausfall in Val d’Isere, Ausfall in Madonna. Startnummer 38, Rang sieben nach Durchgang eins. Die Bedingungen und die Sicht waren für alle nicht einfach. Da darf man den zweiten Lauf schon einmal taktisch anlegen. Man darf, muss aber nicht. Hannes hat voll attackiert und kein bisschen taktiert. Er hat seine Gedanken Gedanken sein lassen, seinen Perfektionismus kurz abgelegt. Und er hat nie aufgegeben. Was Hannes gestern gezeigt hat, war einfach inspirierend - wie man auch in den Instagram-Beiträgen vieler Freunde und Athleten lesen konnte.

Der Slalom-Jänner hat erst angefangen und das Flugticket nach China ist so gut wie gebucht. Hannes, ich freu mich schon auf die nächsten emotionalen Momente mit dir.

Magnus Walch
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