Möchte Mut machen

Opfer erzählt: „So entkam ich der Gewaltspirale“

Wien
10.12.2021 06:00

Anna W. (36) ist nur eine der vielen von Aggression betroffenen Frauen. Der Ex-Partner machte ihr und dem gemeinsamen Sohn das Leben zur Hölle. Nun möchte sie anderen Frauen Mut zusprechen.

Vor 16 Jahren, mit gerade einmal 20, fand Anna (Name geändert) im Internet ihre große Liebe. Dachte sie jedenfalls. Ein Mann aus gutem Hause, bei dem jedoch bereits nach wenigen Monaten dunkle Seiten zum Vorschein kamen. Vor den gemeinsamen Freunden machte er sich lustig über seine Partnerin, stellte sie, die eine angesehene Stelle in einer bekannten Wiener Firma bekleidete, als dumm dar. Es folgten Beschimpfungen, so oft, „dass ich es kaum länger als drei Tage am Stück mit ihm aushielt“, wie die heute 36-Jährige der „Krone“ verrät.

Auf mehrere Trennungen folgten ebenso viele Versöhnungen, Anna verzieh ihrem Partner. Doch dann wurde Michael geboren. Mit dem Baby änderte sich Annas Einstellung, die Angst vor Übergriffen auf den geliebten Sohn wuchs. Dass sie in einer furchtbaren Art und Weise Recht behalten sollte, erfuhr sie erst Jahre nach der Trennung.


Mutter musste Job aufgeben

Die Krankenakte des kleinen Buben wuchs während der Besuche beim Papa an, er brüllte und weinte im Schlaf, zeigte sich verängstigt und verstört. Die Leidensgeschichte führte letztlich sogar dazu, dass die Alleinerzieherin ihren Job aufgeben musste. Vergangenen Sommer vertraute sich der heute Sechsjährige schließlich seiner Mama an.

Papa habe ihn missbraucht, so der Bub. Ihm eingebläut, Außerirdische würden ihn holen, wenn er es erzähle. Das Martyrium nahm nach Jahren sein Ende. Von den Behörden hält Anna W. nichts mehr, zu oft wurde ihr kein Glauben geschenkt, sie abgewimmelt. Erst ein AMS-Termin führte sie zum Verein FEM.A. Den Papa muss der Volksschüler vorerst nicht mehr sehen. Wie es weitergeht, entscheiden die Behörden.

Jetzt stehen für Mama und Sohn Therapien an der Tagesordnung. Dennoch rät sie anderen Frauen: „Nehmt es ernst, sprecht darüber!“

Zitat Icon

Wir alle müssen aufmerksam sein, wenn wir Gewalt beobachten!

Hedwig Wölfl, Geschäftsführerin der Kinderschutzorganisation „möwe“

„Hinschauen, hinhören und sofort handeln!“
Genau hier setzt der Appell der Kinderschützer von der „möwe“ an: „Wir hoffen auf die Bereitschaft der Gesellschaft, diese Kinder, die die verschiedenen Formen von Gewalt erleben müssen, nicht alleinezulassen.“

Hier gibt es Hilfe

  • FEM.A. Verein Feministische Alleinerzieherinnen: 0676-7721-606 und unter www.verein-fema.at
  • Frauen-Helpline gegen häusliche Gewalt (rund um die Uhr): 0800-222-555
  • 24-Stunden-Frauennotruf der Stadt Wien (kostenlos und auf Wunsch auch anonym): 01-71-719
  • Notruf der Wiener Frauenhäuser: 05-7722
  • Verein „Frauen beraten Frauen“: 01-587-67-50
  • Die Boje. Ambulatorium für Kinder und Jugendliche (unter 18) in Krisensituationen: 01-406-66-02
  • Kriseninterventionszentrum: 01-406-95-95
  • Die Möwe. Kinderschutz: 01-532-15-15
  • Psychosozialer Dienst (PSD) Wien: 01-313-30
  • Rat auf Draht: 147 Kinder- & Jugendnotruf  
  • Krisentelefon NÖ: 0800-808-016


Denn wir alle müssten aufmerksam sein, wenn wir Gewalt beobachten, wenn es in der Nachbarwohnung beunruhigend laut oder leise werde, wenn wir Kinder allein im Stiegenhaus vorfinden. „Nulltoleranz gegen Gewalt verlangt auch Mut, dass wir hinschauen, hinhören und handeln!“

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