In der Kunst des Lobens sind wir in den Redaktionen in den vergangenen Monaten aus der Übung gekommen. Vor allem wenn es um die Politik im Allgemeinen und die Regierung im Besonderen geht. Die Koalition schien am Nullpunkt des Sinns angekommen.
Am Mittwoch ist aber etwas passiert, womit viele vielleicht nicht mehr gerechnet hätten: In der Regierung ist auf einmal ein Ton konstruktiver Sachlichkeit eingezogen. Das Spektakuläre an der Pressekonferenz zur Lockerung des Lockdowns war, dass sie eben genau nicht spektakulär war.
Bundeskanzler Karl Nehammer von der ÖVP verzichtete auf die üblichen PR-Phrasen und die in türkisen Zeiten bis zum Überdruss wiederholten Superlative des Eigenlobs. Er warnte vor übertriebenen Erwartungen und voreiligen Erfolgsmeldungen.
Zur Rechten des Kanzlers Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein von den Grünen, der in konzentrierten Sätzen die weiteren Schritte erklärte und begründete. Und einen Sitzplatz weiter Wiens Bürgermeister Michael Ludwig von der SPÖ, der ungestört seinen etwas vorsichtigeren Weg aus dem Lockdown begründen konnte.
Eine erwachsene Politik, der Krise entsprechend, der großen Verunsicherung in der Bevölkerung angemessen. Unaufgeregt in der Sache, höflich im Umgang. So macht man das in der Lage.
Vielleicht täuscht dieser erste Eindruck auch. Aber Lob soll nicht gleich durch Skepsis ruiniert werden. Wir wissen jetzt wenigstens, sie können, wenn sie wollen.
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