Sebastian Kurz war nicht einmal zwei Stunden abgetreten, da rückten bereits die ersten Beobachter aus und spekulierten über ein mögliches Comeback. Allein: Wie wahrscheinlich ist das wirklich? krone.at gibt eine Einschätzung.
Selbst wenn alle Vorwürfe gegen Kurz fallen gelassen würden - oder diese sich als nicht richtig herausstellen würden -, „es bleibt das Geschmäckle“, verweist zum einen „Krone“-Politik-Journalist Erich Vogl bei Puls 4 Comeback-Spekulationen ins Land der Träume. „Das kriegt man nicht mehr weg, die Marke Kurz ist dermaßen angepatzt, dass es selbst bei einem Freispruch keine Rückkehr mehr geben wird. Ich glaube auch, dass er es sich mit den mächtigen Landeshauptleuten wegen der Chats ziemlich verscherzt hat. Ich glaube nicht, dass die sich eine Rückkehr wünschen.“
„Zudem bescheinigen die Umfragen Kurz und der ÖVP einen desaströsen Weg. In der ÖVP wird es zu einem ,Back to the roots‘ kommen, der türkise Schleier wird sich bald lichten“, so Vogl weiter. Mit dem Ende der Ära Kurz werde eine große Zäsur innerhalb der ÖVP stattfinden. Die ÖVP tue gut daran, sich neu aufzusetzen. Denn: „Es kommen definitiv die nächsten Chats und der U-Ausschuss, wo es nur um die ÖVP geht ...“
Filzmaier: „Offene Punkte zu klären“
Auch Politikwissenschaftler Peter Filzmaier bearbeitet Prophezeiungen im „Krone“-Gespräch zunächst mit dem Vorschlaghammer: „In erster Linie ist es, so ehrlich müssen Journalisten sein, ein dankbares Spekulationsthema für die Medien.“ Für die Frage nach „irgendwann in ferner Zukunft realistischen Comeback-Chancen“ für Sebastian Kurz wäre außerdem eine sehr lange Liste offener Punkte zu klären, sagt der Professor:
Dennoch räumt Filzmaier ein: „Sag niemals nie, das ist nicht nur der Titel eines James-Bond-Filmes. In gewisser Hinsicht gilt das auch für Sebastian Kurz. Bei einem 35-jährigen Ex-Politiker, der sich zurückzieht - und letztlich zurückziehen musste, weil er für die ÖVP immer mehr zum Klotz am Bein wurde, als ein Hoffnungsschimmer zu sein -, sollte man schon altersbedingt ein Comeback nicht ausschließen.“ Stand heute sei es aber „eher unwahrscheinlich“, so der Professor.
Doch zu sehr „political animal“?
Der Politik-Rückzug des ÖVP-Chefs und Ex-Bundeskanzlers hatte zuvor nicht nur in Österreich überraschte Reaktionen ausgelöst. Der italienische Politikexperte Alessandro Politi erklärte gegenüber der APA gar: „Ich denke nicht, dass Kurz‘ politische Karriere wirklich zu Ende ist. Kurz hat einige Fehler begangen, aus denen er lernen kann. Er kann sich jetzt Zeit nehmen, um seine Zukunft zu überdenken und ein Comeback zu planen, nachdem die Vorwürfe gegen ihn geklärt sein werden.“ Auch der stellvertretende „Bild“-Chefredakteur Paul Ronzheimer konnte sich einen Rücktritt vom Rücktritt durchaus vorstellen. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass er in ein paar Jahren ein Comeback planen könnte. Ich glaube, dafür ist Sebastian Kurz zu sehr ,political animal‘, als dass er jetzt sagt, er wird das nie wieder versuchen.“
Kurz: „Vorwürfe entkräften“
Und Kurz selbst? Der kündigte lediglich an, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe entkräften zu wollen: „Ich freue mich auf den Tag, wo ich bei Gericht beweisen kann, dass die Vorwürfe gegen meine Person falsch sind“ - und wenn dies Jahre dauere. „Ich werde jetzt aufbrechen und meinen Sohn und meine Freundin aus dem Spital abholen“, war der letzte Satz, den der ehemalige Kanzler bislang öffentlich von sich gab.
Ein politisches Comeback von Kurz scheint - zumindest innerhalb der nächsten Jahre - jedenfalls nahezu ausgeschlossen. Jetzt geht es für den jungen Altkanzler einmal in den Papamonat, die „Krone“ hörte außerdem bereits von lukrativen Angeboten aus der Privatwirtschaft. Es könnte ihn in die Schweiz oder gar in die USA führen, wird gemunkelt ...
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