Mordprozess

Wiener Juwelier mit 19 Messerstichen getötet

Schuld sind die anderen gewesen - so könnte man die Aussage jenes 21-jährigen Serben zusammenfassen, dem drei brutale Home-Invasions und vor allem der Mord an einem 74-jährigen Wiener Juwelier angelastet werden. Der Angeklagte überraschte mit der Aussage: „Ich bin doch kein Gewalttäter.“

Verteidiger Martin Mahrer kündigt beim Prozess ein umfassendes Geständnis seines Mandanten an. Für den Staatsanwalt keine Überraschung: „Der Angeklagte hat an den Tatorten großzügig DNA hinterlassen.“ An der Täterschaft besteht also kein Zweifel. Ali G. erzählt dann, er sei vor allem durch den gewalttätigen und spielsüchtigen Onkel zu den Straftaten gezwungen worden: „Er hat mir eine Pistole an den Kopf gehalten, er ist ein gefährlicher Mann.“ Dieser Onkel kann dazu nicht mehr befragt werden. Er hat Selbstmord verübt.

Onkel gab ihm Kokain
Laut Ali G. soll dieser alles ausgekundschaftet haben. Auch der Überfall auf einen Juwelier in Wien-Landstraße am 14. Oktober 2020 sei seine Idee gewesen. Doch warum hat Ali G. 19-mal auf den 74-jährigen Mann eingestochen? „Er hat an den Hosenbund gegriffen, ich dachte, er hat eine Waffe“, antwortet der Angeklagte: „Ich wollte ihn nicht umbringen.“ Noch etwas habe zu der Gewalttat beigetragen, lässt Ali G. durchblicken: „Mein Onkel hat mir vor der Tat Kokain gegeben. Ich habe mich da im Kopf ganz sonderbar gefühlt.“ Das Opfer, ein früherer Boxer, schleppte sich noch vor das Geschäft, konnte aber nicht mehr gerettet werden.

Zitat Icon

Mein Mandant stammt aus einer guten Familie, wurde aber durch die Straftaten seines Onkel zu den eigenen Taten motiviert.

Verteidiger Martin Mahrer

Opernsänger konnte Täter verjagen
Ali G. werden auch brutale Home-Invasions angelastet. So drang er mit einem Komplizen nur 18 Stunden vor dem Juwelierüberfall in die Wohnung eines Opernsängers ein. Der Künstler wurde durch Schläge mit einem Brecheisen ins Gesicht schwer verletzt, konnte die Täter aber durch Hilferufe mit seiner lauten, geschulten Sängerstimme verjagen.

„Nur“ 20 Jahre Haft
In anderen Fällen macht Ali G. die Tippgeber für den Verlauf der Überfälle verantwortlich. Zum Beispiel beim Raub in einer Wohnung habe man nicht damit gerechnet, dass die Mieter, ein Ehepaar, zu Hause seien. Dass der Komplize den Mann mehrfach mit vorgehaltener Pistole mit dem Umbringen bedrohte, habe er nicht gesehen, sagt Ali G.. Bei dem Überfall wurden 260.000 Euro erbeutet. Weitere 51 Einbrüche, die Ali G. zugeschrieben werden, hat der Staatsanwalt gar nicht angeklagt. Ihm drohen „nur“ 20 Jahre Haft, da er zur Tatzeit unter 21 Jahre alt war. Urteil am Mittwoch.

Peter Grotter
Peter Grotter
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