Die Post wird oft voreilig kritisiert. Was die Zusteller aber leisten und mit welchen gigantischen Mengen sie konfrontiert sind, hat die „Krone“ bei einem Lokalaugenschein erfahren.
Donnerstag, 6 Uhr Früh, im Paketzentrum Inzersdorf im 23. Wiener Bezirk. Während die meisten Wiener noch gemütlich im Bett schlummern, herrscht hier bereits Hochbetrieb. Und trotz der frühen Stunde und der tiefen Temperaturen ist die Stimmung bestens. Friedrich Graf ist der Leiter der Zustellbasis. „Heute haben wir etwa 28.000 Pakete, die von 170 Zustellern an die Haushalte geliefert werden“, erzählt er. Vor ein paar Jahren wäre diese Anzahl noch utopisch gewesen.
Pakete kommen rund um die Uhr
In der Halle stehen die Paketbeförder- und -sortierbänder gerade still. „Sie laufen von etwa 9 Uhr Früh bis zum nächsten Morgen um 5 Uhr durch“, erklärt der Leiter. Die Lkw bringen ständig Pakete. Da aber die Zusteller ihre Postautos befüllen müssen und es dafür Platz benötigt, braucht es die „Zwangspause“ der Sortieranlage. Einer, der gerade alles für seine Zustelltour vorbereitet, ist Christian Pokorny. Der 49-Jährige arbeitet seit 26 Jahren bei der Post. An diesem Morgen braucht er etwa eineinhalb Stunden, um die 180 Pakete in sein Auto zu schlichten, die er in seinem Rayon im 10. Bezirk zustellen wird.
„Komme mir vor wie ein Möbelpacker“
„Ich liebe meinen Job. Büro wäre nichts für mich. Aber es ist hart verdientes Geld“, schildert Pokorny. Und es wird immer härter. Denn die Leute bestellen mittlerweile alles im Internet. „Im Lockdown habe ich riesige Hängesessel ausliefern müssen. Mittlerweile komme ich mir wie ein Möbelpacker vor“, sagt er. Und tatsächlich: Die Pakete werden immer größer: Fahrräder, Kratzbäume, Möbel. „Früher hatten wir kleine Autos, das wäre heute gar nicht mehr möglich“, sagt Graf.
Persönliches Service
Und dann beginnt auch schon die Tour. Wir verlassen das Paketzentrum und fahren in Pokornys Zustellgebiet. Seit Jahren macht er die gleiche Tour, kennt seine Kunden, hat von vielen sogar die Handynummer. „Eine Dame ist gehbehindert, hat eine Haushaltshilfe. Bevor ich komme, mache ich mir aus, wann es für sie passt“, beschreibt Pokorny. So ein Service gibt es noch? „Ja, das ist für die Kunden, uns Zusteller und für den Betrieb gut.“ Und wie gut das ist, erfahren wir auch gleich bei der ersten Station. Brigitte B. nimmt ihr Paket entgegen und ist nur voll des Lobes für „ihren Zusteller“: „Er ist der Beste. Wenn er Urlaub hat, sind wir traurig“, schwärmt sie.
Tägliche Überstunden
Doch die Urlaube hat sich der Zusteller redlich verdient. Offizieller Dienst ist eigentlich von 6 bis 14 Uhr. Durch die gigantischen Paketmengen fallen aber täglich Überstunden an. „Es ist schon sehr auslaugend“, sagt er und läutet mit einem Paket an der nächsten Tür.
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