Über Stuhlinkontinenz zu sprechen, erfordert Mut. Es ist zwar eines der letzten großen Tabuthemen, doch es gibt Hilfe! Eine Patientin erzählt, wie es ihr ergangen ist, und wie sie nun endlich wieder in ein normales Leben zurückgefunden hat.
„Begonnen hat es vor ca. zwei Jahren. Mir ist während des Gehens plötzlich und ohne Vorwarnung der Stuhl herausgerutscht. Ich hatte so gehofft, dass dies ein einmaliges Malheur gewesen war, aber leider ist es immer wieder passiert“, berichtet die 66-jährige Frau.
Ständige Angst, dass etwa in die Hose geht
„Ich habe wirklich sehr darunter gelitten. Konnte nicht einmal mehr in Ruhe einkaufen gehen aus Angst, dass etwas in die Hose geht. Habe dicke Einlagen getragen und mir so sehr gewünscht, dass es besser wird. Aber das war natürlich nicht der Fall. Mein Schließmuskel war unkontrollierbar geworden. Ich hab mich so geschämt, ich kann es gar nicht beschreiben . . .“
Die Betroffene hatte einen Vorteil - sie arbeitete zu diesem Zeitpunkt für einen Arzt. Dennoch dauerte es einige Zeit, bis sie ihre Scham überwinden konnte und einen Experten aufsuchte.
„Ich habe es nach häufigem Anraten wirklich ernsthaft mit Beckenbodentraining versucht, aber das half nicht. Um ehrlich zu sein, konnte ich es schon nicht mehr hören: ´Machen Sie Ihre Übungen´, denn das war komplett erfolglos.
Operation brachte das normale Leben zurück
Dann kam ich über eigene Recherche zu Prof. Dr. Stefan Riss (AKH Wien), Spezialist für Darm- und Beckenbodenchirurgie. Es wurde ein Stuhlinkontinenztest durchgeführt und festgestellt, dass der Schließmuskel gar nicht mehr funktionierte. Er hat mir von einer Implantatoperation berichtet, damit war ich sofort einverstanden.“
Schuld an der Schließmuskelschwäche waren wohl mehrere Schwangerschaften und ein Dammriss bei der letzten Geburt.
Um Betroffene zu unterstützen und zu informieren, lädt die Medizinische Kontinenzgesellschaft Österreich (MKÖ) gemeinsam mit der Wiener Gesundheitsförderung im Rahmen der diesjährigen „Welt-Kontinenz-Woche“ am 25. Juni ins Wiener Rathaus ein. Von 10.00 bis 16.30 Uhr finden im Festsaal (Eingang Lichtenfelsgasse 2) Vorträge von Experten aus Medizin, Pflege, Physiotherapie und Diätologie statt.
Dazu gibt es die Möglichkeit, gezielte Beckenboden-Übungen zu erlernen und sich von erfahrensten Fachkräften persönlich und diskret beraten zu lassen. Die Moderation übernimmt die ehemalige Eiskunstlauf-Europameisterin Ingrid Wendl. Glücksrad mit tollen Preisen. Eintritt frei. Weitere Infos & Programm finden Sie hier.
Zunächst wurde unter Vollnarkose ein Provisorium eingesetzt, danach, nur mehr unter Lokalanästhesie, ein Implantat, das den Schließmuskel ersetzt und von der Patientin kontrolliert werden kann. Schmerzen traten keine mehr auf, das normale Leben ist wieder hergestellt. Keine Angst vor Stuhlverlust mehr, keine Scham, kein Rückzug mehr in die Isolation.
Sie möchte nun allen Betroffenen Mut machen, Hilfe zu suchen und nicht zu verzweifeln: „Ich habe endlich mein Leben wieder zurück und bin sehr dankbar für diese Behandlungsmöglichkeit!“
Blasen- und Darmschwäche sind weit verbreitet
Rund eine Million Menschen in Österreich sind von Blasen- oder Darmschwäche betroffen, auch jüngere und viele Frauen nach Schwangerschaft und Geburt. Männer mit Prostatavergrößerung leiden häufig unter Blasenschwäche. Es ist also ein weit verbreitetes Leiden, für das man sich nicht schämen muss und an dem man auch nicht schuld ist. Die Therapieangebote sind vielfältig und können an jede Ursache angepasst werden.
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