28.09.2021 12:02 |

Neue Corona-Studie

Frauen telefonierten im Lockdown, Männer mobiler

Frauen und Männer in Österreich haben sich im ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 deutlich anders verhalten. Einer neuen Studie zufolge telefonierten Frauen in der Krise länger, während sich Männer weniger stark in ihrer Mobilität einschränken ließen. Für beide Geschlechter verkürzte sich die tägliche Aktivitätsperiode um rund eine Stunde.

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Für Tobias Reisch vom Complexity Science Hub Vienna (CSH) war das Herunterfahren des öffentlichen Lebens im März 2020 „wie ein bevölkerungsweites Live-Experiment“. Anhand anonymisierter Handydaten eines großen Mobilfunkbetreibers von 1,2 Millionen in Österreich lebenden Personen konnten die Komplexitätsforscher nicht nur das Telefonier-, sondern auch das Mobilitätsverhalten der Menschen beobachten. So zeigte sich wenig überraschend, dass die Menschen nach Verhängung des Lockdowns sprunghaft mehr telefonierten: „Interessanterweise wurde mit weniger Personen gesprochen als sonst - dafür mit diesen wenigen umso länger“, so Reisch in der im Fachjournal „Scientific Reports“ veröffentlichten Studie.

Frauen telefonierten länger
Überrascht waren die Forscher, wie stark dabei die Verhaltensunterschiede zwischen den Geschlechtern waren: Telefonate, an denen Frauen beteiligt waren, dauerten im Schnitt deutlich länger, wobei es große Unterschiede gab, je nachdem, wer wen anrief. Anrufe von Frauen zu Frauen dauerten vor dem Lockdown durchschnittlich knapp zwei Minuten, in den Tagen nach Verhängung des Lockdowns am 16. März 2020 waren sie bis zu mehr als vier Minuten lang (plus 140 Prozent), Anrufe von Männern bei Frauen rund doppelt so lang (plus 97 Prozent).

Riefen Frauen bei Männern an, waren die Gespräche im Durchschnitt um 80 Prozent länger als in Vorkrisenzeiten, wenden also bei der Stressbewältigung tendenziell aktivere Strategien an, etwa indem sie mehr mit anderen reden. Alle Klischees erfüllt wurden bei Telefonaten zwischen Männern - die verlängerten sich mit einem Plus von 66 Prozent am geringsten.

Grafik: Infektionswellen und Lockdown seit 2020 bis Mai 2021

Männer hatten größere Bewegungsradien
Verstärkt wurden bereits vor der Pandemie bestehende Geschlechterunterschiede im Mobilitätsverhalten - Männer haben größere Bewegungsradien als Frauen. Zwar nahm die Mobilität bei beiden Geschlechtern massiv ab, Frauen schränkten aber ihre Bewegungsfreiheit stärker und länger ein als Männer. Nach Aufhebung der Maßnahmen kehrten Männer auch schneller zu ihrem gewohnten Mobilitätsverhalten zurück.

Beide Geschlechter verkürzten aktive Tagesperiode
Festgestellt wurde zudem eine deutliche Abnahme der täglichen Aktivitätsperiode, die man anhand der Handydaten - also Telefon- und Internetaktivitäten - ablesen kann. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen verkürzte sich die durchschnittliche Tageslänge um rund eine Stunde. „Die Gründe dafür, ob das etwa am Wegfall des täglichen Wegs zur Arbeit liegt, oder die Menschen tatsächlich weniger gemacht haben, wissen wir nicht, das muss man sich noch anschauen“, sagte Reisch zur APA.

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(Bild: kmm)