Fuchs geht in Pension

Polizeichef-Vize wollte immer Teil der Lösung sein

Oberösterreich
20.08.2021 17:00

Nach 46 Dienstjahren ist Schluss: Mit dem Landespolizeidirektor-Vize Erwin Fuchs (64) hängt ein Urgestein der heimischen Exekutive seine Uniform an den Nagel. Sein Motto war stets, bei Problemen Lösungen zu suchen.

„Krone“: Am 31. Oktober ist es so weit, Sie nehmen nach 46 Dienstjahren den Hut. Neben der Vorfreude auf die Pension schwingt wohl auch ein bisschen Wehmut mit?
Fuchs: Natürlich. Man verliert ja doch sehr viele soziale Kontakte, die man aufgrund seiner Funktion gehabt hat und den Umgang mit vielen Kollegen.Ich habe aber nie vergessen, dass vieles mit meiner Position zu tun hatte.

„Krone“: Wie war Ihr Werdegang?
Fuchs: Ich hab’zuerst eine Großhandelskaufmannslehre gemacht. Mit 19 Jahren, das war 1975, da hab’ ich mir gedacht, dass ich gerne noch etwas Anderes probieren möchte. Da habe ich mich bei der Polizei beworben, die Aufnahmeprüfung geschafft und war dann provisorischer Polizeiwachmann, so hieß das damals.

„Krone“: In den wilden Siebzigern zur Polizei, war das nicht ungewöhnlich?
Fuchs: Ich weiß gar nicht mehr, warum ich das eigentlich wollte. Vielleicht, weil mir die Krimis gefallen haben.

„Krone“: Sie kamen zunächst in das damalige Schulwachzimmer in der Mozartstraße, waren dann zehn Jahre lang in der Polizeiinspektion Kaarstraße in Linz-Urfahr.
Fuchs: Ich habe in der Polizeischule gemerkt, dass mir das Lernen eigentlich Spaß macht. Das war in der Hauptschule nicht so. Plötzlich hab’ ich zu den Klassenbesten gehört und dann viereinhalb Jahre lang die Arbeitermittelschule auf der Linzer Spittelwiese besucht. Das war extrem hart, neben einem 40-Stunden-Job. Nach meiner Matura habe ich dann „nebenbei“ das Jusstudium begonnen. Nicht aus Karrieredenken, sondern aus Interesse.

„Krone“: Dann ging’s aber auf der Karriereleiter raschrauf.
Fuchs: Ich hab’ beim rechtskundigen Dienstbei der damaligen Bundespolizeidirektion angefangen, kam relativ rasch zur ersehnten Kripo, war am Schluss Vize-Abteilungsleiter unter Hofrat Karl Sturmberger. Ein wirklicher Sir, von dem ich viel gelernt habe.

„Krone“: Sturmberger war für seinen ruhigen Arbeitsstil berühmt.
Fuchs: Das waren ganz andere Zeiten als heutzutage. Ich hab’ als junger Polizist noch in der Dienststelle Dornach selbst einen Kohleofen eingeheizt. Wir haben unsere Berichte mit vier Durchschlägen auf der Schreibmaschine getippt. Hatte der Vorgesetzte zu viele Fehler entdeckt, musste man alles noch einmal schreiben.

„Krone“: Sie haben auch viele Veränderungen im Apparat miterlebt, die Zusammenlegung von Polizei und Gendarmerie im Jahr 2005, sieben Jahre später kam dann die große Behördenreform.
Fuchs: Veränderungsprozesse sind natürlich immer schwierig, daher ist es wichtig, alle Mitarbeiter ins Boot zu holen. Ich war ja lange Chef der Präsidialabteilung.

„Krone“: Sie wurden immer wieder für Ihre Praxisnähe gelobt.
Fuchs: Mir war es immer wichtig, Lösungen zu finden. Zum Beispiel gab es in den 90ern eine Serie von Vergewaltigungen. Damals hab’ ich, da bin ich heute noch ein bisserl stolz darauf, Selbstverteidigungskurse für Frauen eingeführt. Ein zweites Beispiel war die Linzer Altstadt, wo es früher riesige Probleme gab. Wir haben damals - nach Gesprächen mit der Politik - erstmals in Oberösterreich die Videoüberwachung eingeführt und uns in einer Arbeitsgruppe mit den Wirten zusammengeredet. Ähnlich war es beim Linzer Hinsenkampplatz, wo es immer das Problem gab, dass sich die Frauen nachts nicht runtertrauten. Da haben wir auch die Videoüberwachung durchgesetzt. Auch bei den Bettlern haben wir es geschafft, eine Lösung zu finden. Am wichtigsten waren eine eigene Bestimmung im Polizeistrafgesetz und eine eigene Bettlerdatei sowie ein absolutes Bettelverbot in der Innenstadt. Auch beim Hessenpark ist uns dann eine Beruhigung gelungen.

„Krone“: Großveranstaltungen wie Rockkonzerte auf der Gugl oder unser Linzer „Krone“-Fest sind Ihnen immer am Herzen gelegen.
Fuchs: Trotz starker Widerstände, wo es schon massive Bedenken gab. Ich hab’ immer den Leitsatz gehabt, etwas zu ermöglichen und nicht zu verhindern - natürlich im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten.

„Krone“: Zwei Krisen haben Ihre letzten Berufsjahre mitgeprägt. Die Migrationskrise 2015 und die Pandemie.
Fuchs: Speziell die Flüchtlingskrise war eine massive Herausforderung und speziell für uns als Polizei.

„Krone“: Gerade die Flüchtlingskrise hat brutal aufgezeigt, welche Institutionen wie gut in Österreich funktionieren.
Fuchs: Und in beiden Fällen, der Einwanderung und der Pandemie,merkt man auch, wie der Staat an seine Grenzen kommt. Unsere Polizei war ein Fels in der Brandung.

„Krone“: Ein wesentlicher Punkt war für Sie immer auch die Rechtsstaatlichkeit.
Fuchs: In der Demokratie gibt es Gesetze, wo festgeschrieben wird, was man tun darf. Genauso, wie es Bereiche gibt, für die das nicht gilt. Mir war immer ganz wichtig, dass es großes Vertrauen in die Exekutive gibt. Wenn mich etwas gestört hat, dann, wenn man Gesetze nicht gemacht hat, weil man uns nicht vertraut hat, wie zum Beispiel bei der Überwachung. Es muss natürlich immer eine nachgeordnete Kontrolle durch die Justiz geben, wir haben ja überhaupt nichts zu verbergen, man kann und muss uns kontrollieren.

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