Coole Idee

Bergbauer nutzt selbst erdachte Chance eiskalt

Tirol
15.08.2021 13:00
Mit dem Sommer kehrt stets auch die Lust auf einen cremigen, kühlen Becher Eis zurück. Beim Italiener oder vielleicht beim Nauderer? Zweiteres wäre ein heißer Tipp, denn auf 1700 Metern Seehöhe entsteht das naturbelassene „Oberlandeis“, direkt vom Bauern aus der eigenen Milch erzeugt und ganz ohne Chemie.

Wie ein Uhrwerk marschieren die Kühe täglich freiwillig von der Weide in den Stall des auf 1700 Meter gelegenen Novelleshofes hoch über Nauders. Ihr Gang scheint besonders majestätisch. Fast meint man, dass sie schon wissen, dass ihre Milch nicht einfach mit derer anderer Kolleginnen zusammengeschüttet wird, sondern dass daraus etwas Besonderes entsteht: das einzige Speiseeis – zumindest im Oberland –, das aus frischer Milch vom Bauer selbst produziert wird.

„Heiße“ Idee für den gewollten Vollerwerb
Nächtelang grübelten Daniel Habicher und seine Frau Barbara über ihre bäuerliche Zukunft, als das Berggasthaus „nicht mehr so lief“. Der Küchenchef und die Kindergärtnerin wollten nach der Übernahme des mehr als 300 Jahre alten Hofes in den Vollerwerb, weil sie das bäuerliche Leben lieben. „Mit dem Traktor zu einer Demo für einen höheren Milchpreis zu fahren, ist nicht meins“, sagt Daniel. Er erinnert sich an jenen Moment, als die gewagte Idee geboren wurde, ein fix und fertiges Produkt zu kreieren, das es in dieser Form noch nicht gibt: Eis direkt vom Bauern, ohne chemische Zutaten. Im Oktober 2014 stand die Eismaschine vor der Tür, das Abenteuer begann und wurde mit „eis-ernem“ Willen durchgezogen.

„Künstliche Aromen wollten wir darin nicht“
„Die oberste Prämisse war, dass es ein völlig naturbelassenes Produkt sein muss“, erinnert sich Barbara, „künstliche Aromen wollten wir darin nicht“. Auch keinen Zukauf von Milch. So lernten die Habichers mit anfänglich fünf Kühen und einer Produktion von rund 7000 Litern Eis im Jahr laufen. Das Interesse vor allem von den Gästen war Grundlage für die „heißeste“ Idee, die auch sofort in die Tat umgesetzt wurde: die Partnerschaft mit dem Gastrohandel Grissemann in Zams, gleichzeitig der eigentliche Start der Erfolgsgeschichte.

16-Stunden-Tag für flaumige Erfrischung
Die flaumige Erfrischung im Becher ist natürlich nur die Spitze des Eisberges. Ein Eistag im Novelleshof beginnt um 5 Uhr in der Früh mit dem Melken der mittlerweile 20 Kühe. Von der frischen Milch wird folglich mit geheimer Rezeptur die Eismasse kreiert. Der „Iceman“ betont nochmals: „Die rund 80 Sorten werden ohne Konservierungsstoffe und künstliche Aromen hergestellt. Jerzens hat zum Beispiel Zirbeneis bestellt. Da bin ich halt Zirbenzapfen sammeln gegangen.“ Und Almrosen pflücken für das Almrosensorbet. Die Eismasse wird nun pasteurisiert und schnell auf minus zehn Grad gekühlt. Höchste Hygienestandards seien vorgeschrieben, der Eisraum muss nach jedem Produktionstag gereinigt und desinfiziert werden. Danach ist es meistens 21 Uhr – ein 16-Stunden-Tag.

„Oberlandeis“ auch in bäuerlichen SB-Läden
Der touristische Totalausfall bescherte auch dem „Eisbauern“ Daniel Habicher eine schwierige Absatzzeit, aber: Corona habe das Regionalitätsbewusstsein gestärkt. Deshalb sei die Idee entstanden, auch an Bauernläden zu liefern. Das Nauderer Eis hielt nun auch in Hofläden in Fiss, Nauders, Roppen, Wildermieming und neuerdings in Tarrenz Einzug – Becher und sogar Löffel kompostierbar, das sei die jüngste Innovation. Die jüngste Attraktion ist allerdings das einmonatige Söhnchen Simon. Für den Nachfolger auf dem Bergbauernhof mit dem außergewöhnlichen Geschäftsmodell wäre jedenfalls gesorgt, aber das ist eine andere Geschichte.

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