Salzburger Festspiele

Maria Stuart: Wäre Schiller heute Netflix-Autor?

Birgit Minichmayr (Maria Stuart) und Franz Pätzold (Mortimer)

(Bild: BARBARA GINDL)

Mit Spannung erwartet wird Martin Kušejs Inszenierung von Friedrich Schillers „Maria Stuart“, morgen, Samstag auf der Halleiner Perner-Insel. Ab 5. September ist die Produktion im Burgtheater zu sehen. Kušej erarbeitete aus dem Sechsstunden-Stück mit Annette Murschetz und Heide Kastler eine gestrichene Fassung.

Birgit Minichmayr ist Königin Maria Stuart, Bibiana Beglau ihre Gegenspielerin, Elisabeth I. von England. Itay Tiran spielt Leicester, Oliver Nägele Talbot, Norman Hacker Burleigh, Rainer Galke Ritter Amias, Franz Pätzold seinen Neffen Mortimer und andere (bis 26. August).

„Seit mehr als 200 Jahren hat sich dieses Stück bewiesen“, sagt Martin Kušej, „wenn bei Schiller alles richtig gesprochen und betont wird, übt der Text eine Faszination aus, auf die man sich blind verlassen kann.“

Allerdings will Kušej, der sich selbst als „völlig oldschool“ bezeichnet, Maria Stuart „auf keinen Fall so erzählen, wie man es sich vorstellt“. Es soll ein Bild entstehen, das zeigt, was eine Gesellschaft sein kann, in der Männer alles dominieren. Es geht um „Macht und Manipulation, um verfeindete Systeme, an deren Spitze zwei Frauen stehen . . . Der Rest ist Lust am Theater“, sagt er. Der Zuschauer soll dabei „in eine Emotionsmaschinerie hineingezogen werden“.

Martin Kušejs Fazit: „Eine faszinierende Geschichte über Macht und Familie, ein lebendiger Plot, fast mit Thriller-Qualität. Ich bin sicher, Schiller wäre heute ein gefragter HBO- oder Netflix-Autor. Er hat damals Mechanismen erkannt, die auch heute noch so funktionieren.“