Minsk dementiert

Lukaschenko: „Nichts mit totem Aktivisten zu tun“

Ausland
09.08.2021 12:44

Nach dem Tod eines im Exil lebenden weißrussischen Demokratie-Aktivisten weist Minks den Verdacht jeglicher Beteiligung daran von sich. „Er hat uns nichts bedeutet“, erklärte Präsident Alexander Lukaschenko am Montag in einer Pressekonferenz. Der Verstorbene Witali Schischow hatte kurz vor seinem Tod erklärt, sich verfolgt zu fühlen.

Der in der ukrainischen Hauptstadt Kiew lebende Schischow war Anfang August erhängt in einem Park gefunden worden, nachdem er vom Joggen nicht heimgekehrt war. Die Oppositionsbewegung geht von einem Mord aus. Der 26-jährige Aktivist leitete die Organisation „Belarussisches Haus in der Ukraine“, die Exil-Belarussen beim Ankommen in der Ukraine hilft.

Lukaschenko riegelt ab
„Wer war er für Belarus oder für mich?... Er hat uns nichts bedeutet“, reagierte Lukaschenko salopp, als er auf den Vorfall angesprochen wurde. Eigentlich sprach der Machthaber zum ersten Jahrestag der umstrittenen Präsidentenwahl vom 9. August 2020 und des Beginns von Massenprotesten. Nach der Abstimmung vor einem Jahr hatte Lukaschenko sich nach mehr als 25 Jahren an der Macht zum sechsten Mal den Sieg zusprechen lassen.

Die Demokratiebewegung hingegen sieht die heute im Exil lebende Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja als Siegerin an. Die 38-jährige rief indessen ihre Landsleute aus ihrem Exil in der EU auf, den Widerstand gegen Lukaschenko nicht aufzugeben. Sie veröffentlichte in ihrem Kanal im Nachrichtendienst Telegram Protokolle mit den Auszählungsergebnissen der Abstimmung, die einen klaren Vorsprung vor Lukaschenko auswiesen.

Oppositionelle leben gefährlich
Lukaschenko geht seither immer wieder gegen Oppositionelle im Ausland vor. Der Präsident ließ etwa Ende Mai mit einem Kampfflugzeug eine Ryanair-Passagiermaschine beim Überflug von Athen nach Vilnius über Weißrussland abfangen. Nach der erzwungenen Landung in Minsk wurden der bekannte Oppositionelle Roman Protassewitsch und dessen Freundin festgenommen. Westliche Staaten haben deshalb Sanktionen gegen die Regierung in Minsk erlassen.

Das krone.tv-Interview mit den belarusischen Oppositionsführern Waleri und Veronika Zepkalo sehen Sie im Video oben.

Geflohene Timanowskaja „manipuliert“
Der Machthaber erwähnte auch die olympische Sprinterin Kristina Timanowskaja, die nach einem Konflikt mit Sportfunktionären in einer aufsehenerregenden Aktion von den Olympischen Spielen in Tokio aus über Wien ins polnische Exil ging. Die 24-jährige Athletin sei „manipuliert“ worden, so der Staatschef, der auch Präsident des belarussischen Nationalen Olympischen Komitees (NOK) ist.

EU reagiere mit „Äxten und Heugabeln“
Zur Drohung der EU mit neuen Sanktionen sagte der autoritär regierende Staatschef: „Sie sollten einfach mal nachdenken, bevor sie gegen uns irgendwelche Maßnahmen verhängen.“ Es gebe keinen Grund, zu „Äxten und Heugabeln“ zu greifen. „Das kann eine umgekehrte Wirkung haben.“ Wegen der Unterdrückung der Zivilgesellschaft und der demokratischen Opposition hat die EU mehrfach Sanktionen verhängt.

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