Chorea Huntington tritt als klassische Erbkrankheit mit einer Häufigkeit von fünf Fällen pro 100.000 Einwohner auf. Jeder, der diese Erbanlage hat, erkrankt auch. Es kommt - zumeist ab dem 40. Lebensjahr - zu fortschreitenden Bewegungsstörungen und zum psychischen Verfall. Eine ursächliche Therapie existiert nicht.
Komplexe genetische Ursachen
Schwarzenbacher: "Wir beschäftigen uns schon seit rund zehn Jahren mit neurodegenerativen Erkrankungen, zum Beispiel mit Morbus Alzheimer und Huntington. Die meisten dieser Erkrankungen gehen auf komplexe genetische Ursachen zurück. Zumeist weiß man noch nicht, worauf die Krankheit wirklich beruht. Erst jetzt stehen uns die Möglichkeiten zur Verfügung, die molekularen Ursachen im Detail zu klären."
Gemeinsam mit US-Medizinern (Universität von Zentralflorida/Orlando) machten sich die Salzburger Wissenschaftler auf die Suche nach einem zentralen Krankheitsmechanismus der Chorea Huntington. Der Molekularbiologe: "Die neurodegenerativen Erkrankungen beruhen oft auf Schäden in den Mitochondrien ("Kraftwerken", Anm.) der Neuronen im Gehirn. Das ist auch bei Chorea Huntington der Fall. Bekannt ist, dass es durch die ursächlichen Genmutationen zur Bildung von verändertem Huntingtin-Protein in den Zellen kommt."
Wie eine im Magazin "Nature Medicine" veröffentlichte Arbeit zeigt, konnten die Forscher im Labor und in einem Maus-Modell für die humane Erkrankung zeigen, wie das mutierte Eiweiß Huntingtin zur Krankheit führt. Schwarzenbacher: "Das Huntingtin interagiert mit dem Protein DRP1 und regt die Funktion dieses Enzyms an. Dadurch teilen sich die Mitochondrien in den Zellen zu stark. Es kommt zu einem Energiemangel - und die Neuronen sterben langsam ab."
An sich gibt es diese Abläufe in allen Zellen des Körpers von Personen mit der Erbanlage für Chorea Huntington. Doch das Gehirn ist sensibler. Der Wissenschaftler: "Bei anderen Zellen ist ein Energiemangel nicht so tragisch. Die Neuronen benötigen aber besonders viel Energie, daher wirkt sich das bei ihnen besonders aus."
"Diese Erkenntnis ist bahnbrechend"
Dass dieser Mechanismus für die Entwicklung der Erbkrankheit von Bedeutung ist, konnten die US-Mediziner auch an Gewebeproben von Patienten bestätigen. Im Maus-Modell aber zeigten die Forscher, wie entscheidend der von ihnen belegte Pathomechanismus wirklich ist. Schwarzenbacher: "Durch eine Blockade von Drp1 ist es uns gelungen, den negativen Effekt von mutiertem Huntingtin aufzuheben. Diese Erkenntnis ist bahnbrechend und ermöglicht einen neuen Therapieansatz für diese unheilbare Erkrankung."
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