Vorarlberg spricht

„Die Arbeit fühlt sich nicht wie Arbeit an“

11.07.2021 07:30

Ideenreichtum und Kreativität zeichnen Ernst Seidl aus: Der Premium-Caterer und Unternehmer hat sich mit dem „Firmament“ in Rankweil etwas Bleibendes geschaffen, das die Eventbranche in Vorarlberg bereichern soll.

Grenzenlos wie das Himmelszelt, das namensgebend für die Location ist: Im „Firmament“ sollen den Kundenwünschen keine Grenzen gesetzt werden.

Krone: Herr Seidl, wie kam es zu diesem visionären Projekt?
Ernst Seidl: Es ist aus der Not geboren. Nach 25 Jahren, rund 7000 Veranstaltungen - darunter auch mehrmals das Austria House bei den Olympischen Spielen, ging der Trend immer mehr in Richtung Wachstum. Irgendwann wurde der alte Standort in Götzis einfach zu klein. Wir haben uns nach etwas Passendem umgeschaut und sind in Rankweil fündig geworden, denn Catering hat viel mit Logistik zu tun. Letztlich hat uns die Lage und die günstige Verkehrsanbindung an die Autobahn überzeugt. In Folge hat sich das Projekt immer weiter entwickelt. Vom Catering, zur Eventhalle bis zum Businesshotel mit 150 Zimmern. Wir bieten ein Gesamtpaket und schaffen einen kommunikativen Platz, wo sich Menschen treffen und weiterbilden.

Viele würden sagen, dass es sich beim „Firmament“ um ein mutiges Projekt handelt.
Ich bin ein Querdenker, andere sagen Sturkopf dazu oder unbelehrbar. Da für mich alles neu ist, bin ich nicht vorbelastet und stelle von vornherein alles infrage. Wie führt man ein Hotel? Baut man eine Tiefgarage nur zum Parken? Als Caterer bist du gewohnt, irgendwo hinzugehen und dich den Gegebenheiten anzupassen. Hier hatten wir die Möglichkeit, in größeren Dimensionen zu denken.

Sie investieren 23 Millionen Euro. Hatten Sie nie Angst, sich zu übernehmen?
Nein - solange sich alles in Form eines Businessplans abbilden lässt, läuft alles nach Plan. Wir haben uns ja mit Fachleuten und Firmen umgeben und beraten lassen. Das passiert nicht alles nur in meinem Kopf. Ich bin der Kreative mit den neuen Ideen. Deren Überprüfung und Machbarkeit haben wir der führenden Hotelagentur Österreichs überlassen, die auch eine wissenschaftliche Evaluierung im Auftrag des Landes durchgeführt hat. Die Berechnungen sind also realistisch und die Ziele können erreicht werden.

Wir sind eine richtige Familie, das macht sich am Ende des Tages bezahlt. Denn gute, engagierte und motivierte Mitarbeiter sind das größte Kapital.

Ernst Seidl

Hatte die Coronakrise Auswirkungen auf die Planung?
Das Grundprodukt hat sich nicht geändert. Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir alle Mitarbeiter halten konnten. Wir hatten zwar Kurzarbeit, da die Eventbranche ja eineinhalb Jahre stillgestanden ist und wir keine Rechnungen schreiben konnten, aber wir haben die Lohndifferenz weiter ausbezahlt. Dafür habe ich das Commitment der Mitarbeiter gegenüber dem „Firmament“ eingefordert. Die Mitarbeiter sind ständig um mich herum, sie bringen sich ein. Wir sind eine richtige Familie, das macht sich am Ende des Tages bezahlt. Denn gute, engagierte und motivierte Mitarbeiter sind das größte Kapital.

Neue, visionäre Projekte rufen oftmals auch kritische Stimmen auf den Plan. Wie gehen Sie damit um?
Ich fühle mich geehrt! Ich nehme mich selbst nämlich nicht so ernst und finde solche Dinge eher amüsant. Aber es gibt Leute, wie meine Frau oder meine Mama, die sich darüber aufregen. Ich sage dann immer: ‘Lass die Leute reden. Wir wissen ja, wie es wirklich ist.’ Und es macht auch keinen Sinn jeden Kommentar geraderücken zu wollen - manche haben auch gar nicht den Mut dafür. Aber letztlich kann jeder seine Meinung haben. Am Ende des Tages muss man sich halt in den Spiegel schauen können. Und ich kann das sehr gut, ich bin mit mir im Reinen. Außerdem weiß ich aus ganzem Herzen, dass dieser Ort Menschen glücklich machen wird, viel Positives ausstrahlt und einen wertvollen Beitrag für die Region leistet. Dementsprechend prallen kritische Stimmen ab.

Wie hat sich die Eventbranche durch die Krise verändert? Gibt es bleibende Veränderungen?
Menschen haben immer schon den Kontakt zueinander gesucht. Sie umarmen sich gerne, feiern schöne Momente - und das wird auch so bleiben. Im Businessbereich wird vielleicht die ein oder andere Reise wegfallen, die man auch in einem digitalen Meeting abhandeln kann. Die zwei wichtigsten Faktoren für ein gut laufendes Unternehmen werden jedenfalls noch in 20 Jahren dieselben sein: die Mitarbeiter und die Kunden. Erstere gilt es permanent zu schulen und zu motivieren, Letztere wollen hofiert und informiert werden. Und dafür eignen sich Veranstaltungen, etwa Teambuildingevents oder Jubiläen, nun einmal am besten.

Was ist für Sie das Faszinierende an ihrem Beruf?
Die Arbeit fühlt sich nicht wie Arbeit an. Egal ob Hochzeit oder Businessevent, du bist in den schönsten Stunden deiner Kunden an ihrer Seite. Du bist der Dienstleister, der ihnen diese Momente erst ermöglicht.

Wie unterscheidet sich Catering von der herkömmlichen Gastronomie?
Die herkömmliche Gastronomie hat ebenso ihren Reiz, aber Catering ist spannender - für mich das Krönchen obendrauf. Zwar macht man auch kleinere, exklusive Events, aber oft geht es um eine große Personenanzahl, wie beispielsweise 30.000 Essen bei der Gymnaestrada. Im Catering hast du einen Gipfel vor dir, den es zu erklimmen gilt. Und je besser du strukturiert bist und, umso besser die Mitarbeiter als homogenes Team funktionieren, desto einfacher ist es dann am Tag X. Organisation und Planung sind das Um und Auf. Wenn du im Vorfeld gut gearbeitet hast, hast du am Veranstaltungstag deinen Job eigentlich erledigt und kannst alles genießen.