Prozess in Wien

Mädchen musste trotz Knochenbruch trainieren

Wien
17.06.2021 14:07

Dies ist eine Geschichte über ehrgeizige Eltern, möglichen Spitzensport samt Olympia-Träumen - und vielleicht gequälte Kinder. Zumindest eines. Um dieses geht es in einem Prozess im Wiener Landesgericht, der tief in wahre Beweggründe für beinhartes Training bis zum Knochenbruch blicken lässt.

Die Staatsanwältin spricht von „sadistischen Methoden einer Trainerin“, denen das Kind ausgesetzt worden war. In einem heimlich erstellten Handyvideo sei sogar von „Nahrungsentzug“ die Rede. Denn die Körper bei der Rhythmischen Sportgymnastik müssen biegsam sein. Bei der Trainings-„Überforderung“ sei diesem Kind ein Knochen im Fuß gebrochen, es musste weitertrainieren, so die Anklage.

Dem widerspricht der Anwalt der angeklagten Vereinsinhaberin, Klaus Ainedter: „Wir bewegen uns nicht im Kindergarten-Happy-Pepi-Turnen, sondern im Spitzensport. Da geht es um absolute Disziplin, um 100 Prozent Einsatz.“

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Wir bewegen uns nicht im Kindergarten-Happy-Pepi-Turnen, sondern im Spitzensport. Da geht es um absolute Disziplin, um 100 Prozent Einsatz.

Anwalt Klaus Ainedter

„Du bist ein Pferd, du musst arbeiten“
„Wie kann ein Kind, das eine Fraktur hat, überhaupt trainieren?“, fragt Richter Gerald Wagner ein bisschen sich selbst, aber vor allem die Angeklagte – Russin und selbst ehemalige Sportlerin. Die will einen abnehmbaren Gips bemerkt haben, „aber die Mutter war dabei und hat sie getaped. Und zu ihrem Kind gesagt: ,Du bist ein Pferd, du musst arbeiten.‘“

Ihrer Meinung nach träumten die Eltern – ebenfalls Russen – von der österreichischen Staatsbürgerschaft durch internationale Erfolge der Tochter: „Im Spitzensport wird man ja schneller eingebürgert.“ Das Kind fuhr trotz Verletzung noch mit aufs internationale Trainingslager. Dafür übernimmt die Angeklagte auch Verantwortung.

Das Mädchen ist übrigens nicht mehr im Verein. Aber nicht aus Verletzungsgründen. Sondern, weil es gestohlen haben soll. Geld und Schokolade. Von der Trainerin. Der Prozess wurde auf unbestimmte Zeit vertagt - es wird versucht, die Trainerin des Kindes in Moskau zu erreichen.

Gabriela Gödel
Gabriela Gödel
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