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Türkise Dressen: Hat Kurz Fußball beschlagnahmt?

Kolumnen
16.06.2021 11:55

Komisch ist es schon, dass das traditionelle ÖFB-Auswärtsdress in den Staatsfarben Rot und Weiß einer türkis-schwarzen Kombination weichen musste. Die Farbwahl lässt fragend zurück. Ist das ein Zeichen für den langen Arm des Sebastian Kurz oder einfach nur der Versuch, unsere Nationalmannschaft modisch zu entstauben?

Die neue „Wäsch“ des Nationalteams ist schon etwas gewöhnungsbedürftig. Man braucht ja viel Fantasie, um irgendeinen metaphorischen Bezug zu unserem schönen Österreich zu finden. Eine Allegorie auf unsere glitzernden Bergseen? Eine Hommage an die wasserblauen Augen von Kaiser Franz Josef? Das ist alles ziemlich weit hergeholt. Türkis und Schwarz haben in diesem Land nämlich nur eine Bedeutung. Und die ist politisch.

Erst das Nationalteam, dann die ganze Welt!
Kein Wunder, dass jetzt ein Raunen durch Social Media zieht und Schlüsse gezogen werden, dass die ÖVP auch den Fußball für ihre Marketingmaßnahmen gekapert hat. Dass selbst der Trikothersteller Puma bei der Designinspiration von einem „neuen (Jugend-)Stil“ spricht, ist ein weiteres Indiz, genauso wie die „rein zufällige“ Korrelation, dass Alaba, Arnautovic & Co. nun genauso wie Finanzminister Gernot Blümel türkis besockt sind. Folgt nach dem Nationalteam die türkise Machtübernahme der ganze Welt? Immerhin kann das ja alles kein Zufall sein!

Nicht hinter allem steckt eine Verschwörung
Mit weggewischtem Schaum vor dem Mund könnte man aber erkennen: Nicht hinter allem steckt eine große Kurz-Verschwörung, sondern oftmals auch nur blanke Hirnlosigkeit. Viel wahrscheinlicher ist, dass man sich beim Design semi-kreativ für die Komplementärfarben zu dem traditionellen Rot und Weiß entschieden hat. Es ist also wenig realistisch, dass nun auch die rot-weiß-rote Flagge in eine türkis-schwarz-türkise umgefärbt wird. Umgefärbt wird woanders. Nämlich dort, wo es sich auch auszahlt.

Andere Teams haben auch unschöne Dressen
Was letztendlich trotzdem schade ist, ist, dass der schöne Erfolg unseres Nationalteams gegen Nordmazedonien von dieser Dressen-Debatte überschattet wird. Fußball sollte uns hinter den Fernsehbildschirmen vereinen und nicht das Potenzial einer zähen politischen Grundsatzdiskussion bergen. In diesem Sinne ist dem österreichischen Nationalteam alles Gute im morgigen Spiel gegen die Niederlande zu wünschen. Deren Dressen sind auch nicht viel schöner.

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