Zwei Jahre nach Ibiza

Gudenus: „Verdacht noch dreister als die Falle“

Politik
17.05.2021 06:00

Der 17. Mai 2019 wird im kollektiven Gedächtnis Österreichs einen dauerhaften Platz finden. Der Tag, an dem die Veröffentlichung eines Skandalvideos ein politisches Beben auslöste. Exakt zwei Jahre danach spricht Johann Gudenus, ein unfreiwilliger Hauptdarsteller des Skandalfilms, über Ursache und Wirkung.

Ibiza. Ein Wort, Tausend Gedanken. Johann Gudenus, der mit seinem damaligen FPÖ-Kumpel Heinz-Christian Strache in eine Videofalle tappte, gewährt der „Krone“ Einblicke in seine Gedankenwelt.

„Die Veröffentlichung war ein Schock. Die Tragweite war mir zunächst nicht bewusst. Ich wusste aber, dass ich weder rechtlich noch moralisch Verwerfliches gesagt habe.“ Die verkürzte Darstellung durch Medien habe einen anderen, einen falschen Eindruck erwecken sollen.

„Hirnrissige“ Ansichten
Zuletzt tauchten aus dem Strache-Umfeld Hinweise auf, er, Gudenus, könnte hinter der Falle stecken. „Das Einzige, das noch dreister ist als die Ibiza-Falle selbst. Wenn zwei Menschen im gleichen Boot sitzen, ist es hirnrissig, wenn es einer zerschneidet und dabei die Hoffnung hat, dass nur der andere untergeht“, sagt der Ex-FPÖ-Vizebürgermeister von Wien.

Wer hinter dem Video stecke, werde man wohl nie erfahren, glaubt Gudenus. Die Leute, die es produzierten und damit hausieren gingen, hält er jedenfalls für eine „kriminelle Bande“, was sich übrigens nach „Krone“-Infos auch mit den Einschätzungen von Ermittlern deckt.

„Professionelle“ Russin
Für den in U-Haft sitzenden Drahtzieher, Detektiv H. (er führte u.a. beim Ibiza-Ausschuss politische Motive ins Feld), und weitere Beteiligte gilt die Unschuldsvermutung. Doch wie konnte das blaue Duo nur in die Falle tappen? Gudenus: „Mir wurde die Echtheit der handelnden Personen von einem Rechtsanwalt mittels Passkopie bestätigt. Er war auch beteiligt.“ Auch die „schoafe“ Russin sei professionell vorbereitet gewesen.

Die einst so gute Beziehung zu Strache ging nach Ibiza zu Bruche. „Wir haben keinen Kontakt mehr. Ich habe mich mehrfach um Gespräche bemüht. Mich lässt es nicht unberührt, wenn eine langjährige Freundschaft den Bach runtergeht. Ich hätte es ehrenhafter empfunden, wenn er mir Anschuldigungen ins Gesicht gesagt hätte als sie über Medien zirkulieren zu lassen.“

„Enttäuschte“ Familie
Die Ermittlungen zum Ibiza-Video gegen Strache und Gudenus wurden eingestellt. Gegen den Ex-Vizekanzler und früheren blauen Frontmann laufen jedoch Ermittlungen wegen der Spesen-Affäre (eine erste Anklage zu einem Korruptionsverdacht gibt es schon; es gilt die Unschuldsvermutung). Gudenus: „Loyalität wird in der freiheitlichen Familie sehr groß geschrieben, daher waren viele von seinem Umgang mit der Krise, vor allem auch von seinem Anpatzen von langjährigen Wegbegleitern, enttäuscht.“

Johann Gudenus ist trotz allem Ungemach guter Dinge. Er sei als Unternehmer ausgelastet. Und er kann sich zwar nicht jetzt, aber irgendwann ein Comeback in Blau vorstellen. „Meine politische Heimat wird immer die FPÖ bleiben.“ Ob die gebeutelte Familie den verlorenen Sohn auch aufnehmen würde, bleibt ungewiss.

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