Bluttat vorgeahnt

Tochter von Opfer: „Niemand wollte mir glauben“

Oberösterreich
05.05.2021 06:00

Es geschah am 30. Juli 2016 in Oberösterreich: Die 53-jährige Kornelia F. hatte sich von ihrem gewalttätigen Mann Josef (56) getrennt. Das war ihr Todesurteil. Die Tochter des Paares spricht nun in der „Krone“ - unter anderem über Maßnahmen, durch welche die Tat an ihrer Mutter vielleicht zu verhindern gewesen wäre.

Regelmäßig hatte Josef F. seine Frau körperlich und psychisch misshandelt. Erst als die vier Kinder erwachsen waren, schaffte es die Angestellte, ihren Mann zu verlassen. Was er nicht akzeptieren wollte: Er verschaffte sich Zutritt zur neuen Wohnung der „Ex“ in Ried im Traunkreis, lauerte ihr auf, schlug mit einer Hacke auf sie ein, versetzte ihr unzählige Messerstiche.

„Bei jedem Frauenmord denke ich: Was hätte geschehen müssen, um ihn zu verhindern?“, so Tochter Alexandra L. zur „Krone“. Natürlich hofft die 38-Jährige, dass die geplanten Maßnahmen der Regierung greifen werden, „doch es sind viel zu wenige. Und wie sollen diese durchgesetzt werden?“

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Meine Mama erstattete Anzeige. Aber wirklich passiert ist nichts.

Alexandra L.

Ihr eigenes Drama zeige, wie schwierig es sei, „gewaltbereite Menschen unter Kontrolle zu bringen“. Der Vater hatte die Mutter schon kurz vor der Tat „fast zu Tode geprügelt. Meine Mama erstattete Anzeige. Aber wirklich passiert ist nichts. Es gab keine psychologische Betreuung. Außerdem wurde über Papa kein Gefährlichkeitsgutachten erstellt.“ Obwohl dieser bereits als Jugendlicher wegen Aggressionsdelikten auffiel.

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Ich sagte den Ärzten, dass er Mutter umbringt, wenn er rauskommt. Doch niemand wollte mir glauben ...

Alexandra L.

Behörden, Nachbarn, Familie: Alle sahen weg
„Alle sahen stets darüber hinweg.“ Behörden, Nachbarn, die Familie selbst: „Weil er ja auch seine guten Seiten hatte - und wir wussten, dass er eine schwere Kindheit hatte.“ Wochen vor der Tat hatte ihr Vater einen Selbstmordversuch unternommen und wurde in der Folge stationär in der psychiatrischen Abteilung eines Spitals behandelt. „Ich sagte den Ärzten, dass der Suizidversuch nur vorgetäuscht war und ich weiß, dass er Mutter umbringt, wenn er rauskommt. Doch niemand wollte mir glauben ...“

Alexandra L. war nach der Bluttat jahrelang in therapeutischer Betreuung. Jetzt machte sie eine Ausbildung zur Beraterin für Mobbing- und Gewaltopfer: „So kann ich Frauen, die in einer ähnlichen Situation wie früher meine Mutter sind, helfen.“

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