George-Floyd-Prozess

Sanitäter als Zeuge: „Habe keinen Puls gespürt“

Ausland
02.04.2021 12:43

Im Prozess um den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz haben Zeugen schockierende Eindrücke vom Tatort geschildert. Der Sanitäter Derek Smith sagte am Donnerstag vor dem Gericht in Minneapolis, beim Eintreffen der Rettungskräfte sei Floyd bereits „verstorben“ gewesen. Der nun angeklagte weiße Polizist Derek Chauvin habe zu diesem Zeitpunkt aber noch sein Knie auf Floyds Nacken gehabt.

Smith sagte, er habe nach der Ankunft am Tatort zuerst versucht, Floyds Puls an dessen Halsschlagader zu fühlen. „Ich habe keinen Puls gespürt“, sagte er vor Gericht. „Um es laienhaft zu sagen: Ich dachte, er sei tot.“

Auch Chauvins damaliger Schichtleiter machte am Donnerstag seine Aussage vor Gericht. Auf die Frage nach seiner Haltung zum brutalen Vorgehen der Beamten sagte der inzwischen pensionierte Polizist: „Als Herr Floyd keinen Widerstand mehr gegen die Beamten leistete, hätten sie ihre Bezwingungsmaßnahmen beenden können.“

Floyd rang neun Minuten mit dem Tod
Es handelte sich um den vierten Verhandlungstag in einem weltweit beachteten Strafprozess. Floyd war im vergangenen Mai bei einem Polizeieinsatz umgekommen. Ein mit einem Handy aufgenommenes Video hält seinen über neunminütigen Todeskampf fest. Es zeigt, wie Chauvin dem 46-Jährigen minutenlang das Knie in den Nacken drückt, obwohl dieser immer wieder sagt: „Ich bekomme keine Luft“. Floyds Tod löste bis dahin beispiellose Proteste der Black-Lives-Matter-Bewegung gegen Rassismus und Polizeigewalt aus.

Chauvin drohen bis zu 40 Jahre Haft
Der 45-jährige Chauvin ist wegen Mordes und Totschlags angeklagt, bei einem Schuldspruch drohen ihm bis zu 40 Jahre Haft. Der inzwischen aus dem Dienst entlassene Polizist weist jede Schuld von sich. Sein Anwalt Eric Nelson macht Floyds Sucht und Vorerkrankungen für seinen Tod verantwortlich.

Abhängig von starken Schmerzmitteln
Floyds Freundin Courteney Ross berichtete unterdessen unter Tränen von ihrer Beziehung zu dem Getöteten. Sie räumte vor dem Juroren-Gericht ihre gemeinsame Abhängigkeit von starken Schmerzmitteln ein. Es handle sich um die „klassische Geschichte von Menschen, die abhängig werden, weil sie unter chronischen Schmerzen leiden“, sagte sie.

Laut ihrer Aussage war Floyd wegen einer Überdosis im März 2020 für mehrere Tage im Krankenhaus. Danach sei er „clean“ gewesen, bis er zwei Wochen vor seinem Tod offenbar wieder angefangen habe, Pillen zu nehmen.

Bei der Autopsie fanden sich in Floyds Körper Spuren von Fentanyl, eines synthetischen Opioids, das zur Therapie starker und chronischer Schmerzen angewendet wird. Als Todesursache nannte der Bericht jedoch einen Herz-Kreislauf-Stillstand infolge von „Druck auf den Nacken“.

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