Interview

„Gastronomie-Fachkräfte suchen sich neue Jobs!“

Denise Amann lässt ihr Lokal unter diesen Bedingungen noch geschlossen. Wer sie trotzdem sehen will, kann das morgen auf Servus TV in „Heimatleuchten Spezial: Der Geschmack der Alpen“.

(Bild: Eckert Film)

Für Spitzenköchin und Restaurantbetreiberin Denise Amann sind die Rahmenbedingungen der Öffnungen in Vorarlberg ein weiterer Rückschlag. Sie lässt ihr Lokal vorerst geschlossen.

Am 15. März darf die Gastronomie wieder öffnen. Ihr Lokal „mizzigreen“ in Frastanz bleibt zu. Warum?

Der Aufwand steht für uns in keiner Relation zu einer derartigen Öffnung. Die Sperrstunde um 20 Uhr macht es uns unmöglich, einen rentablen Betrieb zu führen - die Auslastung ist im Verhältnis zum Aufwand zu gering, das regulatorische Korsett zu eng. Wir lieben das ausgiebige Zelebrieren von gutem Essen und wollen unter keinen Umständen „schnell etwas kochen“. Meine Meinung ist klar: Entweder man öffnet bis 23 Uhr oder man hätte es gleich bleiben lassen können.

Sind die Gäste grundsätzlich bereit, sich für einen Lokalbesuch „freizutesten“?

Ich mache in meinem Restaurant die Erfahrung, dass die Gäste die Tests annehmen. Sie freuen sich darauf, endlich wieder raus zu kommen. Manche haben sogar zu ihrer Reservierung dazu geschrieben: „Wir kommen frisch getestet!“ Nur leider muss ich nun die Reservierungen wieder stornieren. Allerdings glaube ich nicht, dass sich ausreichend Gäste für ein einfaches Mittagsmenü unter der Woche testen lassen werden, schon gar nicht für einen Espresso im Lieblingscafé und auch nicht, um abends innerhalb von zwei Stunden schnell ein Menü hinunterzuschlingen. Unter der Woche würde auch ein früheres Öffnen um 16 oder 17 Uhr nichts bringen, denn die meisten Menschen in Vorarlberg arbeiten um diese Zeit ja noch.

Wie geht es Ihnen und ihren Mitarbeitern nach einem Jahr Corona-Pandemie?

Die ständige Ungewissheit ist sehr zäh. Als Betreiberin möchte ich gegenüber den Mitarbeitern auch eine verlässliche Informationsquelle sein. Leider konnte ich bisher noch nie Auskunft geben - bis heute nicht. Wir warten alle darauf, dass sich etwas ändert. In der Branche merkt man, dass immer mehr Fachkräfte aus der Gastronomie abwandern und sich einen anderen Job suchen. Wenn die Not zu groß wird, bringt irgendwann die Liebe zum Beruf auch nichts mehr. Das ist wirklich bitter.