Kritik am Impffahrplan

„Jetzt hinkt man mit Johnson & Johnson hinterher“

Politik
09.03.2021 17:58

Deutlich mehr Tempo bei der Impfstoffzulassung in der EU fordert - nach Bundeskanzler Sebastian Kurz, der in Zukunft auf Kooperationen auch außerhalb der Union setzt - nun der finnische Präsident Sauli Niinistö. Die EU hätte nicht nur die Impfstoffbeschaffungen besser organisieren sollen, auch das Zulassungsprozedere der Arzneimittelbehörde EMA kritisiert er als zu langsam: „Mit AstraZeneca hinkte man hinterher, jetzt hinkt man mit Johnson & Johnson hinterher.“ Eine Zulassung des Impfstoffes soll am 11. März erfolgen, der Hersteller erklärte allerdings bereits am Dienstag, dass er mit Problemen hinsichtlich der geplanten Auslieferung kämpfe. Für Österreich sind 2,5 Millionen Dosen vorgesehen.

Drei Impfstoffe sind in der EU derzeit zugelassen: Biontech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca - am Donnerstag soll das Vakzin von Johnson & Johnson dazukommen. Allerdings dämpfte der Hersteller bereits am Dienstag Hoffnungen, wonach es nun zügiger mit den Impfungen in den EU-Ländern vorangehen könnte. Bei der Auslieferung von 55 Millionen Impfstoffdosen im zweiten Quartal könnte es Schwierigkeiten geben. Die Staatengemeinschaft hat sich bei dem Unternehmen für dieses Jahr insgesamt 200 Millionen Dosen gesichert. 

2,5 Millionen J&J-Dosen sollen an Österreich gehen
Österreich hat von Johnson & Johnson im Rahmen der EU-Beschaffung insgesamt 2,5 Millionen Dosen bestellt. Dieses Vakzin hat den Vorteil, dass es schon nach Verabreichung der ersten Dosis seine volle Wirkung entfaltet und - anders als die übrigen genutzten Impfstoffe - nicht ein zweites Mal gespritzt werden muss. Mit der ersten Lieferung dieses Vektorimpfstoffs wird im zweiten Quartal gerechnet - vorbehaltlich der Zulassung durch die EMA und etwaiger Lieferprobleme. Grundsätzlich ist derzeit vorgesehen, den Johnson-&-Johnson-Impfstoff an Personen über 18 Jahren zu verimpfen.

Fast eine Million Impfstoff-Dosen im März für Österreich
Wie es mit dem Impffahrplan in Österreich weitergeht, haben am Dienstag Katharina Reich, Chief Medical Officer im Gesundheitsministerium, und die Leiterin der Impfabteilung, Maria Paulke-Korinek, konkretisiert. Demnach werden im März 470.000 bzw. 124.000 Dosen der Covid-19-mRNA-Impfstoffe Biontech/Pfizer und Moderna geliefert. Dazu kommen 350.000 AstraZeneca-Dosen. Sie alle sollen möglichst rasch verimpft werden. „Wir können uns nicht leisten, dass ein Impfstoff verworfen wird“, sagte Paulke-Korinek.

Video: Bald millionste Impfung in Österreich

Noch vor dem Sommer werden CureVac und Novavax erwartet
Noch vor dem Sommer - geplant sei Juni - wird zudem die Zulassung der Vakzine von CureVac - an dem auch die Tirol-Niederlassung von Novartis in Kundl mitwirkt - und Novavax erwartet, sagte Christa Wirthumer-Hoche, die Geschäftsfeldleiterin der AGES-Medizinmarktaufsicht. Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will im zweiten Quartal mit der Herstellung der mRNA und des vorformulierten Wirkstoffes für den Impfstoffkandidaten CureVac beginnen und sieht sich auch für mögliche kommende Corona-Mutationen gut gerüstet. Novavax ist ein US-Pharmaunternehmen, dessen Impfstoff auch bei der britischen Virusmutation eine hohe Wirksamkeit zeige.

Und was ist mit „Sputnik V“?
Was den russischen Impfstoff „Sputnik V“ betrifft, sei eine EU-Zulassung „nicht absehbar“, erläuterte Wirthumer-Hoche. Das Rolling-Review-Verfahren zur Abklärung der Wirksamkeit sei im Gang, erste Daten wären bekannt, „aber die Vorlage der Daten und die Kommunikation ist sehr schwierig“, berichtete Wirthumer-Hoche. Es müsse aber gewährleistet sein, dass dieser Impfstoff genau denselben wissenschaftlichen Standards entspricht wie die bisher zugelassenen Corona-Impfstoffe. Hergestellt werden soll „Sputnik V“ künftig auch in Europa: In Italien soll das erste Werk entstehen und bereits im Juni die Produktion aufnehmen.

Um die Impfstoffherstellung zu beschleunigen, tauchte bereits des Öftern die Forderung nach einer Lockerung des Patentschutzes auf, weil Befürworter die Hoffnung geäußert hatten, dass dadurch die Produktionsmengen des Corona-Impfstoffes rasch erhöht werden könnte. Die Pharmaindustrie sprach sich - wenig überraschend - aber dagegen aus.

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