Für Ivona Dadic hat das Abenteuer der im Zeichen der Corona-Pandemie stehenden Hallen-EM in Torun bereits begonnen! Als erste der sieben österreichischen EM-Teilnehmer fliegt sie diesen Dienstag als Vorhut von München über Frankfurt nach Warschau, ehe sie mit dem Bus noch die 257 Kilometer in die polnische Leichtathletik-Hochburg fährt. Vor ihrem Fünfkampf-Start am Freitag ist die 27-Jährige optimistisch: „Mir geht’s gut, ich bin fit!“
Gelingt ihr ein guter Wettkampf, traut sie sich eine Punktzahl „Richtung 4700“ zu: „Damit wird man wahrscheinlich um Medaillen mitkämpfen können!“ Das letzte Training vor der Hallen-EM sei „wirklich sehr gut“ verlaufen. Die Probleme mit dem Rücken, die sie im Jänner ordentlich belastet hatten, seien vorbei. Zur Sicherheit macht sie aber vor dem Abflug in München noch einen Check bei Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Besser ist besser. „Es passt alles, ich habe keine Schmerzen mehr am Rücken.“ Sie ist in Topform, was sie zuletzt auch mit einem „richtig guten Hürden-Training“ (Trainer Philipp Unfried) gezeigt habe. Das stärkte ihr im wahrsten Sinne des Wortes den Rücken. Der Coach und Physiotherapeut Jan Siart fliegen abends via Wien nach Warschau, der Rest des Teams folgt einen Tag später.
Strikte medizinische Auflagen
Mittwoch und Donnerstag aber kann sich Dadic schon mal an die äußeren Umstände mit den strikten medizinischen Auflagen dieser EM, die auch ohne Zuschauer über die Bühne geht, gewöhnen und sich in Torun auch dem obligaten Corona-Test unterziehen, ehe am Freitag um 10 Uhr morgens mit dem Hürdensprint ihr Fünfkampf beginnt. Dieser endet nach Hochsprung, Kugelstoßen und Weitsprung abends um 20.45 Uhr mit dem 800-m-Lauf. Ivona Dadic: „Die Aussichten? Es macht jetzt wenig Sinn, über Punkte und eine Platzierung zu spekulieren. Am Ende des Freitags will ich einfach zufrieden sein.“ Dank ihrer hervorragenden Form wird sie das wohl auch sein!
Unfried schätzt, dass Ivi „rund 4700 Punkte“ schaffen kann. Eine Punktzahl, die sie in ihrer großen Karriere bisher dreimal erzielt hat. Bei ihren Silber-Medaillen bei der WM in Birmingham 2018 (4700 Punkte) und bei der EM in Belgrad 2017 (Rekord mit 4767) sowie bei ihrem vierten EM-Platz in Glasgow 2019 (4702). Da hatte sie vor zwei Jahren Bronze um 21 und sogar Silber nur um 29 Punkte verfehlt. So weiß sie nur zu gut: „Es wird in Torun, wie in den vergangenen Jahren, verdammt eng hergehen!“
Nafi Thiam ist die große Favoritin
Favoritin ist natürlich Olympiasiegerin Nafissatou Thiam (BEL), die wegen eines positiven Corona-Tests unlängst nur kurz außer Gefecht war, aber mit 4870 Punkten die mit Abstand höchste Punktzahl der zwölf EM-Teilnehmerinnen aufweist. „Das Feld ist sehr dicht, einige Athletinnen haben heuer schon über 4600 Punkte oder knapp drunter gemacht, die können sich dann auch Richtung 4700 steigern.“ Ein heißer Tanz steht Österreichs Leichtathletik-Star also bevor. Unfried ist es jedoch immer gelungen, Ivi genau zum Saisonhöhepunkt in Höchstform zu bringen. Ihr großes Kämpferherz wird auch einen im Mehrkampf leicht möglichen Dämpfer schnell wegstecken.
Bisher 29 Medaillen für Österreich
Die Chancen stehen also zumindest sicher nicht allzu schlecht, dass Österreich seine insgesamt 30. Medaille bei Hallen-Europameisterschaften gewinnt. Bisher gab es für Rot-Weiß-Rot 7 x Gold, 9 x Silber und 13 x Bronze. Gold gewannen 1970 Maria Sykora (800 m) und Ilona Gusenbauer (Hoch), 1986 Dietmar Millonig (3000 m), 1989 Andreas Berger (60 m), 1990 Klaus Bodenmüller (Kugel), 1998 Theresia Kiesl (1500 m) und 2000 Steffi Graf (800 m). In den Medaillen-Kampf können in Torun die neben Ivona Dadic sechs weiteren österreichischen Athleten wohl nicht eingreifen. Da hängen bei den Männern für Markus Fuchs (60 m) und Andreas Vojta (3000 m) sowie bei den Frauen für Leni Lindner (60 m), Susanne Walli (400 m) sowie Beate Schrott und Karin Strametz (beide 60 m Hürden) die Trauben doch zu hoch. Alle haben aber das Potenzial, in den extrem starken EM-Feldern jeweils ihre Vorläufe überstehen zu können.
Statistiken zum Fünfkampf der Hallen-EM
Beste Ergebnisse der 12 EM-Teilnehmerinnen:
4870 Punkte, Nafissatou Thiam (BEL), Belgrad, 03.03.2017
4830 Punkte, Nadine Broersen (NED), Sopot, 07.03.2014
4767 Punkte, Ivona Dadic (AUT), Belgrad, 03.03.2017
4665 Punkte, Noor Vidts (BEL), Aubiére, 24.01.2021
4631 Punkte, Xénia Krizsán (HUN), Belgrad, 03.03.2017
4557 Punkte, Holly Mills (GBR), Manchester, 21.02.2021
4532 Punkte, Rita Nemes (HUN), Budapest, 14.02.2021
4507 Punkte, Annik Kälin (SUI), Magglingen, 07.02.2021
4501 Punkte, Maria Vicente (ESP), Madrid, 19.02.2021
4442 Punkte, Adrianna Sulek (POL), Tallinn, 07.02.2021
4434 Punkte, Célia Perron (FRA), Miramas, 21.02.2021
4405 Punkte, Paulina Ligarska (POL), Aubiére, 24.01.2021
Die besten Hallen-Fünfkampfe von Dadic:
4767 (2) Punkte, Belgrad, 03.03.2017
4702 (4) Punkte, Glasgow, 01.03.2019
4700 (2) Punkte, Birmingham, 02.03.2018
4692 (1) Punkte, Wien, 03.02.2019
4520 (1) Punkte, Wien, 05.02.2017
4260 (5) Punkte, Tallinn, 14.02.2016
4244 (2) Punkte, Wien, 14.02.2012
Olaf Brockmann (Kronen Zeitung)
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