Gratistests für daheim

Zu wenige: Holpriger Start der Wohnzimmertests

Politik
01.03.2021 06:00

Ab sofort kann man sich in Österreichs Apotheken die Gratis-Selbsttests für zu Hause holen. Einzig, von den erforderlichen 40 Millionen Tests sind nur drei Millionen da. Geduld ist gefragt.

In der Bahnhof-Apotheke im neunten Wiener Bezirk wurde den Angestellten am Wochenende nicht langweilig. Rund 2000 Tests mussten aus- und umgepackt werden. Jedem Fünfer-Pack Tests (so viele stehen jedem Bürger pro Monat zu) musste eine Bedienungsanleitung beigefügt werden.

Die Vorbereitungszeit für die Aktion war kurz - die Personalressourcen der Apotheken ohnehin durch die Zutrittstests und den normalen Betrieb gebunden. Doch das sind nicht die einzigen Herausforderungen, die die Regierungsaktion mit sich bringt. Auch in der Menge und der bei der Umsetzung - Stichwort ELGA - hapert es. Denn gebraucht werden 40 Millionen Tests - geliefert wurden bis dato drei Millionen. „Die wurden gleichmäßig auf die Apotheken verteilt“, erklärt die Präsidentin der Apothekerkammer Ulrike Mursch-Edlmayr.

Am Anfang können nicht alle bedient werden
„Im schlimmsten Fall ist das Lager heute Abend leer“, befürchtet Christoph Zeidler, Inhaber der Bahnhof-Apotheke. Werde dann nicht rasch für Nachschub gesorgt, „wird böses Blut geschürt und die Apotheken, die nichts dafür können, bekommen den Frust ab“.

Andere Händler bleiben auf der Ware sitzen
Dabei hätte es auch anders laufen können. Gerhard Horak etwa sitzt auf unzähligen Selbsttests, die er nicht mehr loswird. Als Medizingroßhändler habe er sich an die Pandemie angepasst. Einzig, „die Apotheken kaufen die Tests durch die Gratis-Aktion jetzt nicht mehr“. Gelaufen ist die Gratistest-Kampagne über die Bundesbeschaffungsagentur (BBG), bei deren Ausschreibung Horak nicht zum Zug kam. „Aber zumindest zum Überbrücken, bis die Gratistests alle angekommen sind, könnte man doch auf unsere Produkte zurückgreifen“, sagt er – und schlug dies auch der BBG vor.

Die wiederum schlägt das Angebot aus (der „Krone“ liegt der Mail-Verkehr vor), man müsse „die Regeln der Rahmenvereinbarung auf Basis der stattgefundenen Vergabe einhalten“, heißt es. Horak ist aber nicht der einzige Lieferant, der sich ärgert – im Hintergrund scheint es zu brodeln.

Es wäre wohl ratsamer, sich etwas mehr Zeit zu nehmen und die Dinge bis zum Ende durchzudenken, meint auch Zeidler. Denn mit der ELGA wartet das nächste Problem: 300.000 Menschen, die sich von der elektronischen Gesundheitsakte abgemeldet haben, sind - wie berichtet - von der Gratis-Aktion ausgeschlossen. Hinzu kommen Unversicherte, die ebenfalls keine Tests abholen dürfen. Man arbeite aber an einer Lösung, heißt es dazu kurz gesagt.

Bis dahin bitten die Apotheken um Geduld. Und auch der Pensionistenverband appelliert: „vernünftiger als die Regierung zu sein“ und nicht gleich heute zu den Apotheken zu strömen. Die Wohnzimmer-Tests dienen nur der Selbstüberprüfung - als Zutrittstests sind sie nicht zugelassen.

Anna Haselwanter
Anna Haselwanter
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