Corona im Burgenland

Lockdown verschärft die Liebes-Probleme

Die Corona-Krise belastet auch die Beziehungen. Bei den Scheidungsanwälten merkt man einen Anstieg der Beratungen in Zusammenhang mit den Folgen der Pandemie.

So richtig ruhig sei es im Familienrecht nie, berichtet Rechtsanwältin Anna Kölly aus Oberpullendorf. Seit dem Sommer sei aber Vollbetrieb. Oft hätten die Paare schon im Vorfeld mit Schwierigkeiten zu kämpfen. „Durch den Lockdown, die enge Wohnsituation wird das dann noch verschärft“, so Kölly. Sind dann noch Kinder da oder sogar die Schwiegereltern im gemeinsamen Haushalt, werde die Lage noch angespannter. Tendenziell seien es letztlich vor allem die Frauen, die sagen: „Es reicht.“

Ein ähnliches Bild zeichnet Rechtsanwältin Barbara Senninger aus Stegersbach. Sie berichtet von einem Anstieg der Anfragen um fast ein Drittel. Psychische Gewalt nehme zu, die Betroffenen würden sich durch das enge Zusammenleben im Lockdown eingeengt, beobachtet und kontrolliert fühlen. „Das ist dann eine Abwärtsspirale, die sich entwickelt“, sagt Senninger. Gerade in Wohnungen im städtischen Bereich sei es problematisch. Eine Frau habe geschildert, ihr sei vorgeworfen worden, sie bringe das Virus ins Haus, nur weil sie eine Runde um den Block spazieren gegangen war.

In die Brüche gehen könne eine Ehe schon nach kurzer Zeit, aber auch erst nach zehn Ehejahren. Auch Senninger bestätigt: „Frauen sind entschlossener, wenn es um die Trennung geht.“

Nach dem ersten Lockdown – bei dem auch die Gerichte geschlossen waren – habe es die erste Welle gegeben. Dann wollten sich viele noch rechtzeitig vor dem zweiten Lockdown trennen. Und nach Weihnachten gebe es ohnehin „traditionell“ viel zu tun. Auch für heuer erwartet die Stegersbacher Rechtsanwältin eine Zunahme der Scheidungen.

Immerhin: Die meisten Ehepartner gehen einvernehmlich auseinander. Das ist auch die günstigere Variante. Ein „Rosenkrieg“ kann sich über Jahre ziehen und dementsprechend teuer werden.

Christoph Miehl, Kronen Zeitung