Ex-LH dementiert

Pucher: „Niessl bekam Goldplättchen geschenkt“

Wirtschaft
03.02.2021 13:27

Der für den Commerzialbank-Skandal verantwortliche Ex-Bankchef Martin Pucher stand am Mittwoch dem dazugehörigen Untersuchungsausschuss Rede und Antwort. Dabei erklärte er, dass der ehemalige SPÖ-Landeshauptmann Hans Niessl jeweils zum 50er und zum 60er sowie bei seinem Ausscheiden aus dem Amt Goldplättchen geschenkt bekommen hat. Niessl selbst dementiert, die Geschenke angenommen zu haben - diese seien stets an einen Sozialfonds gespendet worden „Wenn ich Prüfer gewesen wäre, wäre es mir aufgefallen“, meinte Pucher mit Blick auf die gefälschten Bilanzen.

Bei seiner Verabschiedung habe Niessl auch ein Dress des SV Mattersburg und eine VIP-Jahreskarte bekommen, die er aber nie abgeholt habe. Generell hätten Politiker das Match und den VIP-Klub besuchen können, wenn sie gekommen seien. „Ich habe mich immer gefreut, wenn Politiker gekommen sind“, sagte Pucher. Nach Parteien habe er dabei keinen Unterschied gemacht. Vor Jahren sei er einmal ÖVP-Mitglied gewesen.

Auch Mattersburgs Bürgermeisterin Ingrid Salamon (SPÖ) habe zu runden Geburtstagen Geschenke erhalten - auch da werde wohl ein Goldplättchen dabei gewesen sein, meinte Pucher, der zudem erklärte, dass diese auch eine VIP-Jahreskarte bei dem Fußballverein hatte, die sie jedoch selbst bezahlt habe.

Niessl: „Wertgegenstände gingen an Sozialfonds“
Niessl wies alle Vorwürfe vehement zurück. „Ich habe persönlich generell keine Geburtstagsgeschenke angenommen, die mir als Landeshauptmann zugesendet wurden. Wer auch immer etwas geschickt haben mag, alle Wertgegenstände wurden in einen Sozialfonds eingezahlt bzw. wurde der Reinerlös an Organisationen gespendet - egal von wem sie kamen“, sagte er. Auf Einladungen habe er auch immer gebeten, von Geschenken abzusehen, und darauf hingewiesen, dass diese an Sozial- und Jugendinitiativen gespendet würden.

Gefragt, ob er sich an Puchers Goldgeschenk erinnert, erklärte der frühere SPÖ-Landesparteivorsitzende: „Ich habe schwer in Erinnerung, wer wie viel spendete.“ Alles wurde direkt vom Verein übernommen - selbst der Rechnungshof habe dabei keinerlei Beanstandungen artikuliert.

Pucher steht zu „unseren Blödheiten“
Pucher betonte, dass er nie mit Prüfern essen gegangen sei oder sonstige Zuwendungen getätigt habe. Warum ihnen die Misswirtschaft nicht aufgefallen sei, wisse er selbst nicht. „Wenn ich Prüfer gewesen wäre, wäre es mir aufgefallen“, sagte er. Was ihm aufgefallen wäre, wollte SPÖ-Abgeordneter Ewald Schnecker wissen. „Ein wesentlicher Teil unserer Blödheiten war die Fälschung von Bankguthaben und da wäre es mir wahrscheinlich aufgefallen“, erklärte Pucher.

Selbstanzeige habe er gemacht, weil er „nicht mehr gekonnt“ habe - „ich hab 30 Jahre dagegen gekämpft“, sagte der Ex-Bankchef. Er könne sich auch vorstellen, dass die Unregelmäßigkeiten bei der Prüfung 2020 aufgefallen wären. Schon bei der Gründung der Bank hat es laut Pucher Malversationen gegeben - er sprach von „zehn bis elf Kreditfällen“.

Pucher sichtlich gezeichnet
Pucher machte am 14. Juli des Vorjahres eine Selbstanzeige. Die Vorgänge an diesem Tag schilderte er sichtlich gezeichnet von den Vorgängen unter Tränen: „Es war ein Dienstag, ich bin mit meiner ältesten Tochter in die Bank gefahren.“ Dort habe er bei den zwei Prüfern Selbstanzeige erstattet: „Alles, was ich damals gewusst habe, habe ich ihnen gesagt.“ Zurück zu Hause habe Pucher dann die anderen beiden Töchter und seine Frau darüber informiert.

Diese sollten dann den Aufsichtsratsvorsitzenden und dessen Stellvertreter sowie Puchers Bruder informieren. Außerdem habe er mit einem Vertreter der Finanzmarktaufsicht über das weitere Prozedere telefoniert. Im Vorfeld habe er mit niemandem darüber gesprochen oder Andeutungen gemacht.

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