Angst um Familien
Erdbeben in Kroatien: „Es ist eine Katastrophe“
„Ich habe Angst um meine Familie. Niemand kann garantieren, dass es nicht wieder zu einem Erdbeben kommt“, erzählt Ilonka Sabljak mit schwacher Stimme. Wenige Stunden nachdem sie das Erdbeben in Sisiak (Kroatien) am Dienstag erlebt hat, sitzt die 59-Jährige im Burgenland und zittert am ganzen Leib. „Körperlich bin ich zwar hier, aber meine Gedanken sind in Sisak.“ Die 48.000-Einwohner-Stadt wurde besonders schwer getroffen.
Erst in 28 Tagen kehrt die vierfache Oma in ihre Heimat zurück. Dann endet ihr Altenpflege-Dienst. Bis dahin kümmern sich die Männer um die Schäden am Haus und auf den Straßen. „Die Garage ist seit dem Beben um einen halben Meter versetzt und die Wege sind voller Krater. Es ist eine Katastrophe.“
Spital in Sisak fiel wie Kartenhaus zusammen
Glimpflicher davongekommen ist ihre Kollegin Tatjana Dovranić. „Nachbarn sind auf die Straße gelaufen und haben um Hilfe gerufen“, berichtet die 45-Jährige. Eine Szene, die der Altenpflegerin seit dem Erdbeben nicht mehr aus dem Kopf geht. Ihrer Familie und dem Haus sind Gott sei Dank nichts passiert.
„Wir haben ein neueres Gebäude, das stabiler gebaut ist. Von den älteren sind nur noch Trümmer übrig“, so die Mutter von zwei Kindern. Wenige Kilometer von ihr entfernt, ist das Spital wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen. Die Patienten konnten noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden.
Auch in Österreich war das Beben, wie bereits berichtet, zu spüren. Videos aus Klagenfurt zeigen unter anderem Lampenschirme, die heftig schwanken. Wiener berichteten über plötzliches Schwindelgefühl. Welche Stärken die Erschütterungen bei uns im Detail hatten, wird derzeit von Seismologen berechnet, wie die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) auf „Krone“-Anfrage erklärte.
Sieben Tote, etliche Verletzte
Vor der Abfahrt nach Österreich kam am Mittwoch in der Früh der nächste Schock für die beiden Pflegerinnen: Drei Nachbeben holten die Bewohner um 6.24 Uhr mit einer Stärke von 4,8 aus den Betten. „Was noch nicht von den Ruinen der Stadt heruntergefallen ist, ist jetzt am Boden“, berichtet der Bürgermeister von Petrinja, Darinko Dumbovic. Am Dienstag lag dort das Epizentrum der Erschütterung. Sieben Menschen kamen ums Leben. Zahlreiche Bewohner sind zum Teil schwer verletzt.
Viele Familien stehen nun vor den Trümmern ihrer Existenz. Die aktuellen Bilder bringen Erinnerungen an den Jugoslawienkrieg zurück. Viele Kroaten verloren damals ihr Zuhause und bauten es wieder auf. Nun stehen sie erneut vor Schutt und Elend.
Katharina Pirker und Christian Schulter, Kronen Zeitung
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