Am Montag schulfrei

Lawinenabgang durch Schneemassen im Defereggental

Tirol
06.12.2020 14:08

Die anhaltend starken Schneefälle sowie Sturm auf den Bergen haben in Osttirol die Lawinengefahr weiter ansteigen lassen. Der Lawinenwarndienst Tirol gab für Sonntag Stufe fünf, also die höchste Gefahrenstufe, aus. In Hopfgarten passierte es bereits am Vormittag: Eine Lawine bretterte ins Tal und zog mehrere Häuser in Mitleidenschaft. Verletzte gab es keine. Wegen umgestürzter Bäume waren am Vormittag Tausende Haushalte ohne Strom, die ÖBB mussten Bahnstrecken sperren. Landeshauptmann Günther Platter sichert finanzielle Unterstützung zu, am Montag bleiben in Osttirol und im Ötztal die Schulen zu.

In Hopfgarten im Defereggental erwies sich die erhöhte Warnstufe als sehr sinnvoll: Drei Wohnhäuser und ein Wirtschaftsgebäude wurden durch eine Lawine am Vormittag in Mitleidenschaft gezogen. Laut Bürgermeister Franz Hopfgartner wurde niemand verletzt, es entstand jedoch hoher Sachschaden.

Derzeit würden Einsatzkräfte der Feuerwehr die betroffenen Innenräume von Schnee und Schlamm befreien. Im Außenbereich seien aufgrund der angespannten Lage noch keine Räumungsarbeiten möglich. Evakuierungen seien laut Hopfgartner nicht nötig. Er forderte die Bewohner jedoch dazu auf, in ihren Häusern zu bleiben.

Eine weitere Lawine meldete die Polizei zu Mittag: Um 7.25 Uhr ging im Osttiroler Nussdorf-Debant am Heidenberger Feld, unterhalb der Waldgrenze, eine Nasschneelawine ab - diese hielt aber zum Glück noch vor den Häusern an. Zwei Gebäude wurden lediglich durch die Nässe beschädigt, es gab keine Verletzten. Auch in Kolsassberg, wo eine Straße auf einer Fläche von etwa 15 Metern vermurt wurde und gesperrt werden musste, in Leisach, Dölsach und Nikolsdorf waren Feuerwehren im Einsatz.

Vier Häuser bei Schneebrettabgang in Prägraten beschädigt
Dass die Lawinensituation in Osttirol bereits am Samstag angespannt war, verdeutlichte der Abgang eines Schneebrettes am frühen Samstagabend in Prägraten am Großvenediger. Dabei wurden vier Häuser sowie ein Fahrzeug beschädigt. Personen wurden nicht verletzt. Es kam jedoch zur Evakuierung von über 100 Menschen, die in andere Ortsteile ausweichen mussten. Für Montag wurde im Bezirk Lienz leichte Entspannung prognostiziert, die Lawinengefahr nehme ab.

Auch in Nordtirol teils große Gefahr, Straßensperren
In Nordtirol wurde die Gefahrenlage als weniger extrem eingestuft. Doch auch hier galt oberhalb der Waldgrenze teilweise Stufe vier, große Lawinengefahr. Am Sonntagmorgen wurde von zahlreichen Straßensperren in ganz Tirol aufgrund des extremen Schneefalls berichtet. Umgestürzte Bäume, Erdrutsche und Unfälle hielten die Einsatzkräfte auf Trab. Noch sind keine Verletzten vermeldet.

Tausende Haushalte ohne Strom
Am frühen Sonntagnachmittag waren noch rund 2600 Haushalte ohne Strom. Die Störungen in Nordtirol seien vorerst großteils behoben, nicht so jedoch in Osttirol. Dort seien nach wie vor etwa Inner- und Außervillgraten, das Defereggental sowie das Tauerntal betroffen. Dort würden die Einsatzkräfte derzeit nicht oder nur sehr schwer zu den Störstellen gelangen. Vor diversen Reparaturen waren es tirolweit zwischenzeitlich 7000 Haushalte, die ohne Strom waren.

Die Bevölkerung wird gebeten, jedweden Notfall direkt bei den Feuerwehrhäusern zu melden. Zusätzlich wurden auch alle Bergrettungs-Stationen im hinteren Ötztal in Alarmbereitschaft versetzt.

Platter verspricht Unterstützung
Landeshauptmann Günther Platter will sich, sobald es das Wetter zulässt, selbst ein Bild vor Ort machen und sichert finanzielle Unterstützung zu: „Unser Land Tirol hat derzeit viel zu tragen. Sobald es das Wetter zulässt, werde ich mir die Auswirkungen der Wetterereignisse dieses Wochenendes vor Ort anschauen und kann schon jetzt finanzielle Unterstützung zusichern.“ Er bedankte sich zudem bei den Einsatzkräften und den Bürgermeistern.

Aus gegebenen Anlass wird auf die Gefährdung bei der Befreiung von Hausdächern von Schneelast hingewiesen. Aufgrund der Schneefeuchte und der Regenniederschläge ist die Schneelast teilweise als hoch einzustufen. Auf der Homepage der Bezirkshauptmannschaft Lienz wird dahingehend eine Excel-Tabelle zur Berechnung der Schneelasten bereitgestellt. Nichtsdestotrotz wird auf die Beiziehung eines Statikers im Anlassfall hingewiesen.

Am Montag in Osttirol und im Ötztal schulfrei
Bezirkshauptfrau Olga Reisner wies am Nachmittag darauf hin, dass am Montag für alle Pflichtschulen wie berufsbildende und höhere Schulen in Osttirol aufgrund der angespannten Wettersituation kein Unterricht stattfindet. Die entsprechenden Verordnungen wurden von der Bildungsdirektion Tirol am Nachmittag erlassen. Wegen der widrigen Wetterverhältnisse erklärt die Bildungsdirektion Tirol auf Antrag der BH Imst auch für das hintere Ötztal den Montag für schulfrei.

ÖBB informieren über Schienenersatzverkehr
Am Sonntagnachmittag gaben die ÖBB bekannt, dass aufgrund der Wetterlage bis Montag kein Zugverkehr zwischen Steinach und dem Brenner möglich sei. Von Steinach Richtung Brenner ist ein Schienenersatzverkehr nach St. Jodok eingerichtet, Gries am Brenner und der Bahnhof Brenner sind auch auf der Straße nicht erreichbar. Die Karwendelbahn ist seit Sonntagmittag, 13 Uhr, wieder befahrbar.

Der Personenfernverkehr über den Brenner (Eurocitys) wird zwischen Innsbruck und Bozen ebenfalls mit Bussen abgewickelt. Richtung Süden über die Brennerautobahn, Richtung Norden müssen die Busse großräumig über den Reschenpass ausweichen. Die planmäßigen Zughalte zwischen Innsbruck und Bozen können so teils nicht bedient werden.

In Osttirol musste der für die unterbrochene Drautalbahn eingerichtete Schienenersatzverkehr zwischen Lienz und Innichen aufgrund der Witterung wieder eingestellt werden und kann aus derzeitiger Sicht auch am Montag nicht wieder aufgenommen werden. Die ÖBB empfehlen, sich vor einer Reise - wenn unbedingt notwendig - zu informieren, da sich die Straßenverhältnisse und somit die Fahrpläne noch ändern können.

Land rät zur Verschiebung
Die anhaltend starken Schneefälle sowie Unwetter dürften mitunter Auswirkungen auf den dritten Corona-Massentesttag haben. Das Land appellierte am Sonntag an die besonders betroffene Gemeinden, die Antigentests gegebenenfalls zu verschieben. Dies gelte auch für etwaige betroffene Kommunen entlang des Alpenhauptkammes. Die Sicherheit der Bevölkerung gehe vor, hieß es.

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