Die aktuellen Präventionskonzepte an Österreichs Schulen würden wegen der hohen Covid-19-Infektionszahlen nicht mehr ausreichen, um die Lehrer ausreichend zu schützen, warnen die Unabhängigen Lehrergewerkschafter (ÖLI-UG). In einem Brief an Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) sowie Landeshauptleute und Bildungsverantwortliche fordern sie unter anderem sowohl beim positiven Test eines Schülers als auch während der Abklärung von Verdachtsfällen eine Quarantäne für die ganze Klasse.
Erst wenn das negative Testergebnis eines Verdachtsfalls vorliegt, soll die Klassengemeinschaft wieder in den Präsenzunterricht wechseln. Bei einem positiven Testergebnis sollen nach Vorstellung der ÖLI-UG alle Schüler getestet werden und erst nach dem Ende der Quarantänezeit wieder Präsenzunterricht stattfinden - und zwar unabhängig vom Alter der Schüler und vom Schultyp.
Die erst vergangene Woche präzisierte Regelung von Bildungs- und Gesundheitsministerium sieht hingegen vor, dass weder im Verdachts- noch im Erkrankungsfall automatisch eine ganze Klasse abgesondert wird. Bei Verdachtsfällen wird der Unterricht regulär fortgesetzt, außer die Gesundheitsbehörden geben eine anderslautende Anweisung.
Sonderregeln für Schüler unter zehn Jahren
Für Kinder unter zehn Jahren gelten zudem auch im Falle von bestätigten Infektionen Sonderregeln: Gibt es in einer Volksschulklasse einen positiven Fall, werden nicht mehr alle Mitschüler getestet. Auch bei vorangegangenem engem Kontakt mit dem positiv Getesteten werden diese Schüler nur noch als „Kategorie-II-Kontaktpersonen“ geführt und nicht automatisch in Quarantäne geschickt.
Lehrergewerkschaft bereitet Anzeigen vor
Die ÖLI-UG-Vertreter begründen ihre Forderung nach mehr Schutzmaßnahmen damit, dass nur so ein beginnendes Infektionsgeschehen in den Schulen unterbunden werden könne. Man müsse verhindern, dass die Schüler sich untereinander infizieren, und die Lehrer schützen - immerhin seien in Österreich 40 Prozent der Pädagogen über 50 und hätten ein deutlich höheres Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf. Den Bildungsverantwortlichen wirft die ÖLI-UG grobe Fahrlässigkeit vor, weil sie im ORF das Offenhalten der Schulen damit argumentiert hätten, dass sich dort meist ohnehin nicht Schüler, sondern „eh nur die Lehrkräfte“ infizieren würden, und bereitet deshalb Anzeigen vor.
In einem weiteren Schreiben weisen die Unabhängigen Lehrervertreter außerdem auf die besondere Gefährdung von Sonderpädagogen hin. „Die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen handeln aufgrund ihrer körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen oft impulsgesteuert. Viele von ihnen kratzen, beißen, spucken oder haben ihre Körperfunktionen nicht unter Kontrolle.“
Recht auf FFP2-Maske für Lehrer gefordert
Obwohl diese Schüler oft keine Abstandsregeln einhalten könnten und grundsätzlich von der Maskenpflicht befreit seien, sollen sie als einzige auch bei der Ampelfarbe Rot Präsenzunterricht bekommen. Dabei hätten Schüler wie Lehrer während des Lockdowns schon bewiesen, dass auch in ihrem Fall erfolgreiches Distance Learning möglich sei. Die Lehrervertreter fordern deshalb ein Recht auf FFP2-Masken für alle Lehrer, deren Schüler die Corona-Regeln nicht einhalten können, sowie zusätzliches Personal, um zumindest während der Corona-Krise deutlich kleinere Gruppen zu ermöglichen.
Lehrerin startete Online-Petition
Unter dem Motto „Gesunde LehrerInnen in gesunden Schulen“ hat eine Wiener Lehrerin außerdem eine Petition gestartet, in der sie kleinere Gruppen, Schichtbetrieb, Maskenpflicht für alle Schüler ab zehn Jahren, Luftfilter in allen Klassen sowie zusätzliche Raumanmietungen fordert. „Wir wollen unterrichten und nicht verheizt werden“, heißt es in der Online-Petition, die bis Dienstag (Stand 14 Uhr) rund 2100 Unterstützer gefunden hat.
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