Besorgniserregend

Franzosen und Tschechen mit Corona-Rekordzahlen

Ausland
24.10.2020 22:07

Die Pandemie hat Europa und die Welt fest im Griff: Aus vielen Ländern wurden am Samstag wieder neue Rekordzahlen an Infizierten gemeldet. So ist in Frankreich die Zahl der Neuinfektionen mit 45.422 so hoch wie nie. Am Freitag waren es knapp 3400 weniger gewesen. Und auch Tschechien verzeichnet mit erstmals mehr als 15.000 Neuinfektionen einen neuen Rekord. Wegen der zunehmenden Zahl von Coronavirus-Infektionen denkt die italienische Regierung indessen neben Einschränkungen für die Gastronomie Gerüchten zufolge an eine Schließung von Kinos, Opernhäusern und Theatern ab kommendem Montag. Die WHO zeigt sich angesichts der rasanten Ausbreitung der Pandemie, vor allem auf der Nordhalbkugel, sehr besorgt. Ab Sonntag beraten führende Experten bei einem Weltgesundheitsgipfel über neue Strategien gegen die Corona-Pandemie.

In Frankreich gibt es laut Gesundheitsbehörden 45.422 neue Fälle. Am Freitag waren es knapp 3400 weniger gewesen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums starben 138 Menschen an oder mit dem Virus innerhalb der vergangenen 24 Stunden. 16 Prozent der Corona-Tests seien positiv. Das seien mehr als doppelt so viele wie im Vormonat. Das französische Parlament stimmte mit Blick auf die aktuelle Entwicklung für eine Verlängerung des Gesundheitsnotstands bis zum 16. Februar. Am Mittwoch soll im Senat über das Vorhaben beraten werden, die abschließende Abstimmung ist für Anfang November geplant.

Der Gesundheitsnotstand gibt der Regierung die Möglichkeit, im Kampf gegen das Virus Maßnahmen wie etwa Ausgangssperren oder Beschlagnahmungen im Schnellverfahren umzusetzen. Sie kann zudem rasche Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft in der Krise beschließen. Der Gesundheitsnotstand war erstmals Ende März ausgerufen worden. Im Juli wurde er zunächst aufgehoben, Mitte Oktober setzte ihn die Regierung angesichts der massiv steigenden Corona-Zahlen per Dekret erneut in Kraft. Für eine weitere Verlängerung ist aber die Zustimmung des Parlaments nötig.

Erstmals mehr als 15.000 Neuinfektionen in Tschechien
Tschechien überschritt indessen zum ersten Mal die Grenze von mehr als 15.000 bestätigten Corona-Neuinfektionen pro Tag. Am Samstag meldeten die Gesundheitsbehörden in Prag mit 15.252 neuen Fällen binnen 24 Stunden den bisherigen Rekord-Zuwachs. Die Gesamtzahl der Infektionen seit dem Ausbruch der Pandemie im Frühjahr kletterte auf mehr als 238.000, wie Daten des Gesundheitsministeriums belegten.

Insgesamt 1971 Infizierte sind in dem 10,7 Millionen Einwohner zählenden Nachbarland Österreichs gestorben. Tschechien kämpft in Relation zur Einwohnerzahl mit der stärksten Zunahme an Corona-Neuinfektionen in der Europäischen Union. Deshalb gelten seit eineinhalb Wochen weitgehende Ausgangsbeschränkungen. Die meisten Geschäfte sind geschlossen. Nach Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) lag die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in Tschechien binnen 14 Tagen am Samstag bei 1210,8 - und damit deutlich höher als in allen anderen EU-Ländern.

Italien schränkt Gastronomie weiter ein
In Italien denkt die Regierung dem Vernehmen nach an eine starke Einschränkung der Öffnungszeiten der Gastronomie. Ab Montag sollen Restaurants, Bars, Eisdielen und Konditoreien längstens bis 20 Uhr offen bleiben, geht aus Plänen der Regierung hervor, die allerdings noch in der Diskussionsphase sind. Sonntags sollen Restaurants geschlossen bleiben. Pro Tisch sollen maximal vier Gäste sitzen können. Die Regierung denkt auch an eine Schließung von Einkaufszentren am Wochenende. Außerdem sollen Sportzentren, Schwimmhallen, Kinos, Theater, Vergnügungsparks und Spielhallen ganz schließen. Schulen bleiben zwar offen, es soll jedoch mehr Fernunterricht angeboten werden. Ziel sei somit eine Entlastung des Nahverkehrs. Die Bürger sind aufgerufen, sich nicht von ihrer Wohngemeinde zu entfernen und keine Gäste zu empfangen. Verboten werden Volksfeste, Messen und Kongresse.

Die Zahl der Corona-Infektionen in Italien ist am Samstag leicht gestiegen. 19.644 Neuansteckungen wurden am Samstag registriert, am Freitag waren es noch 19.143 Fälle. Außerdem wurden 151 Todesopfer vermeldet, am Vortag waren es 91. Die Zahl der Toten in Italien mit oder an Covid-19 seit Beginn der Pandemie im Februar stieg auf 37.210. Innerhalb eines Tages wurden 177.000 Tests durchgeführt.

Corona-Cluster an der Mailänder Scala
Die Mailänder Scala wurde indessen zum Corona-Infektionsherd: Neun Chorsängerinnen wurden positiv auf das Virus getestet. Daraufhin wurde der gesamte Scala-Chor bis zum 2. November unter Quarantäne gestellt, teilte das Opernhaus am Samstag mit. Positiv getestet wurden auch zwei Orchestermitglieder. So wurden alle Spieler von Blasinstrumenten unter Heimisolierung gestellt. Ein für Sonntag geplantes Konzert wurde gestrichen.

Noch unklar ist, wie mit der am 7. Dezember geplanten Scala-Premiere zur Saisoneröffnung umgegangen wird, einem Highlight der Mailänder Kulturszene. Geplant ist Gaetano Donizettis Oper „Lucia di Lammermoor“. Die Proben sollten am kommenden Dienstag beginnen. Angesichts der Ungewissheit um die Entwicklung der Pandemie in Italien und in Europa hatte die Scala die vergangene Woche geplante Vorstellung der Saison von Dezember 2020 bis März 2021 abgesagt.

In Italien wächst die Zahl der Regionen, die angesichts der zunehmenden Covid-19-Ansteckungen restriktive Maßnahmen einführen. So hat auch die Region Sizilien ein nächtliches Ausgangsverbot von 23 Uhr bis 5 Uhr beschlossen, teilten die regionalen Behörden am Samstag mit. Schulen werden verstärkt auf Fernunterricht setzen, die Plätze in den öffentlichen Verkehrsmitteln reduziert, so der Präsident Siziliens, Nello Musumeci. Ein nächtliches Ausgangsverbot, das bereits in den Regionen Kalabrien, Kampanien und Latium gilt, tritt am Montag auch im norditalienischen Piemont in Kraft.

In der süditalienischen Region Kampanien waren am Freitagabend Straßenproteste gegen die neu eingeführte Ausgangssperre von 23 Uhr bis 5 Uhr ausgebrochen. In Neapel und Salerno gingen Hunderte Menschen auf die Straße, um gegen die vom Präsidenten der Region Kampanien, Vincenzo De Luca, beschlossenen Restriktionen zu protestieren, die am Freitag in Kraft traten. Die Behörden verurteilten den gewaltsamen Protest.

Experten beraten über neue globale Corona-Strategien
Führende Experten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft beraten ab Sonntag auf dem Weltgesundheitsgipfel über neue globale Strategien zur Bekämpfung der Pandemie. Zu den rund 300 Teilnehmern zählen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus sowie UNO-Generalsekretär Antonio Guterres. Die internationale Konferenz bringt seit 2009 jedes Jahr renommierte Vertreter aus dem Gesundheitswesen in Berlin zusammen, um die drängendsten Aufgaben der globalen Gesundheitsversorgung zu diskutieren. Wegen der Pandemie findet die Konferenz diesmal ausschließlich digital statt.

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