Ibiza-U-Ausschuss

OMV-Chef streitet Einflussnahme der Politik ab

Politik
16.09.2020 14:17

Der Chef des teilstaatlichen Ölkonzerns OMV, Rainer Seele, ist am Mittwoch im Ibiza-Untersuchungsausschuss befragt worden. In seinem Eröffnungsstatement wies er politische Einflussnahme zurück - er sei nur „berufsbedingt“ mit der türkis-blauen Regierung in Kontakt gewesen. Er verteidigte auch die Übernahme des Chemiekonzerns Borealis, das sei eine rein strategische Entscheidung gewesen.

Um 4,1 Milliarden Euro kaufte der teilstaatliche Ölkonzern heuer von Mitgesellschafter Mubadala (Abu Dhabi) Anteile am gemeinsamen Chemiekonzern Borealis und stockte seinen Anteil damit auf 75 Prozent auf. Seele betonte, dass die Entscheidung „unabhängig und ausschließlich im Vorstand getroffen“ worden sei.

Zu Borealis-Übernahme:  „Weniger verbrennen, dafür mehr veredeln“
Damals sei es um die „strategische Neuausrichtung der OMV“ gegangen, denn der Vorstand habe „sehr deutlich die Veränderung im Markt gesehen“. „Wir werden das Öl weniger verbrennen, dafür mehr veredeln“, erklärte Seele. Der Aufsichtsrat sei erst am Ende des Entscheidungsprozesses eingebunden worden.

Zuvor hatte der OMV-Chef einen Überblick über das Unternehmen gegeben und ausführlich die Managementbesetzungen der vergangenen Jahre und die Erneuerung des Aufsichtsrates der OMV im Jahr 2019 geschildert. Dabei betonte Seele, dass die Wahl der Kandidaten nicht nur mit Zustimmung der Kernaktionäre, sondern auch jener des Streubesitzes erfolgte. An der OMV hält die Österreichischen Beteiligungs AG (ÖBAG) 31,5 Prozent. Die Mubadala Investment Company besitzt über ihre Tochter Mubadala Petroleum and Petrochemicals Holding Company 24,9 Prozent. 43 Prozent der Anteile stehen im Streubesitz.

OMV-Chef hatte Kontakt zu Regierungsmitgliedern
Seele schickte zu Beginn voraus, dass er zu Themen, die Geschäftsgeheimnisse betreffen, „keine Auskunft geben“ könne. Die Frage des Verfahrensrichters Wolfgang Pöschl, ob er, seit er Vorstandsvorsitzender ist, Kontakt zu Regierungsmitgliedern hatte, bejahte Seele: „Natürlich habe ich Kontakt gehabt.“ Etwa bei Wirtschaftsdelegationsreisen unter anderem mit dem Bundeskanzler oder dem Bundespräsidenten.

Mit Gudenus zum Abendessen getroffen
Auch zu Ex-FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus habe er Kontakt gehabt. Dieser sei kein beruflicher gewesen, sondern über die Österreichisch-Russische Freundschaftsgesellschaft zustande gekommen („Habe ihn gelegentlich zum Abendessen getroffen“). Politische Einflussnahme etwa bei Postenbesetzungen habe er niemals wahrgenommen, so Seele.

Strache sei nur an Wasserstoff interessiert gewesen
Auch mit dem ehemaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sei er „natürlich“ in Kontakt gestanden, berichtete Seele. „Er hatte sich nur für Wasserstoff interessiert“, berichtete er von den Treffen. Selbst baut der Öl-Manager übrigens derzeit nicht so sehr auf den noch wenig ausgereiften alternativen Antrieb, obwohl die OMV fünf Tankstellen betreibe. „Ich würde mit den Tankstellen mehr Geld einnehmen, wenn ich sie als Museum betreibe“, befand Seele.

Die Umwandlung der ÖBIB in die ÖBAG lobte er ausdrücklich („Begrüßen wir außerordentlich“). Dadurch habe sich „sehr vieles für die OMV vereinfacht“. Denn die ÖBIB sei isoliert und nicht im Aufsichtsrat vertreten gewesen. Daher sei es für die OMV schwierig gewesen, einen Dialog zu führen. Mit der ÖBAG „folgt die Kommunikation direkt“.

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