„Es lebe Belarus“

Zehntausende bei Protesten gegen Lukaschenko

Ausland
06.09.2020 16:38

Trotz eindringlicher Warnungen vor neuen Protesten gegen Staatschef Alexander Lukaschenko sind am Sonntag in Weißrussland erneut Zehntausende Menschen in der Hauptstadt Minsk auf die Straße gegangen. Auf Videos und Fotos war zu sehen, wie Menschen mit der historischen weiß-rot-weißen Landesflagge in Richtung Stadtzentrum zogen. Sie riefen etwa „Es lebe Belarus“.

Sicherheitskräfte gingen gegen die friedlichen Demonstranten vor und zerrten sie in Polizeibusse. Vor allem Männer wurden abgeführt. Am frühen Nachmittag sprach das Innenministerium zunächst von zehn Festnahmen. Das Menschenrechtszentrum Wesna dagegen sprach von mehr als 70 Festnahmen. Aus den Städten Brest und Grodno gab es Berichte, dass schwarz gekleidete Uniformierte Demonstrationen auflösten und viele Menschen festnahmen. Dagegen schritten die Uniformierten in der Hauptstadt Minsk zunächst nur vereinzelt ein.

Dort gab es am Nachmittag die größten Proteste. Zehntausende Menschen waren Beobachtern zufolge unterwegs. In anderen Berichten war von mehr als 100.000 Teilnehmern die Rede. Uniformierte hinderten Menschen mit Geländewagen, die an der vorderen Stoßstange hohe Metallgitter hatten, ins Zentrum vorzudringen. Auch Wasserwerfer wurden in Stellung gebracht. Das Innenministerium hatte zuvor gewarnt, mehr Einsatzkräfte zur Massendemonstrationen der Opposition zu schicken.

Viele Menschen zogen zum Palast der Unabhängigkeit in einem anderen Stadtteil, dem Sitz Lukaschenkos. Allein dort seien Zehntausende Menschen gewesen, berichtete das unabhängige Portal tut.by. Die Polizei sicherte das Gelände etwa mit Stacheldraht ab. Bei den Protesten trat auch die Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa auf.

Demonstranten fordern Rücktritt Lukaschenkos
Der Sonntag ist für die Opposition der wichtigste Tag für Aktionen gegen den autoritären Präsidenten, der auch „letzter Diktator Europas“ genannt wird. Vor einer Woche beteiligten sich Zehntausende an den Protesten. An den Sonntag zuvor waren es über 100.000 Menschen. Die Proteste dauern bereits seit genau vier Wochen an - seit der umstrittenen Präsidentenwahl vom 9. August. Die Demokratiebewegung fordert den Rücktritt Lukaschenkos, Neuwahlen und die Freilassung politischer Gefangener. Lukaschenko hatte sich mit 80,1 Prozent der Stimmen für eine sechste Amtszeit bestätigen lassen.

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