„Mehr Engagement“

Köstinger kritisiert Agrana für Werksschließung

Politik
01.09.2020 15:06

Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hat den börsennotierten Agrana-Konzern dafür kritisiert, dass der Hersteller des „Wiener Zuckers“ im Herbst eine seiner beiden Zuckerfabriken im niederösterreichischen Leopoldsdorf schließen will. In einem Interview forderte sie von dem Zucker-, Frucht- und Stärke-Konzern „mehr Engagement“: „In den letzten Jahren ist vonseiten der Agrana sehr wenig investiert worden.“

Als Agrana die Schließung des Werks vergangene Woche publik machte, sprach der Leopoldsdorfer Bürgermeister Clemens Nagel (SPÖ) in einer ersten Reaktion von einer „Katastrophe für die Marktgemeinde“. Im Marchfeld gehen damit 150 Vollzeit- und 100 Kampagnenarbeitsplätze verloren. Als Rübenkampagne bezeichnet man die Zeit von Mitte September bis Ende Dezember, in der Zuckerfabriken die geernteten Zuckerrüben verarbeiten.

Österreich könnte Zuckerbedarf nicht mehr selbst decken
Grund für das Aus sei der Rückgang der Zuckerrüben-Anbauflächen in Österreich. Nagel hatte deshalb davor gewarnt, dass Österreich seinen Bedarf an Zucker nach der Werkschließung nicht mehr selbst decken könne und erwartete von der Landwirtschaftsministerin, dass sie sich für den Erhalt des Standorts einsetze. Wenn wieder mehr Zuckerrüben angebaut würden, könne man die Zuckerfabrik erhalten, doch dafür benötige man die Unterstützung der Bauern. Die Rüben-Anbauflächen müssten von derzeit 26.000 auf 38.000 Hektar erhöht werden.

Bauern fordern gesetzliche Erleichterungen
„Um den Zuckerrübenanbau wieder zu erhöhen, brauchen die Bauern klare Rahmenbedingungen und bessere Preise“, hatte der niederösterreichische Landwirtschaftskammerpräsident Johannes Schmuckenschlager vorige Woche in der „Krone“ betont. Die Rübenbauern forderten unter anderem gesetzliche Erleichterungen beim Pflanzenschutz.

Fehlender Niederschlag als Problem
Die Ministerin entgegnete in dem Interview mit dem Fachmagazin „Blick ins Land“, dass Österreich in den vergangenen Jahren ohnehin mit Notfallzulassungen für die - in der gesamten EU verbotenen - Neonicotinoide gearbeitet hätte: „Ein größeres Problem ist sicher der fehlende Niederschlag.“ Auf die Frage, ob es zusätzliche Zahlungen für den Rübenanbau geben werde, antwortete die Ministerin, dass jeder einen Beitrag leisten müsste.

Für Donnerstag ist ein „Rüben-Gipfel“ mit allen relevanten Stakeholdern geplant. Dabei möchte Köstinger „gemeinsam über Lösungen diskutieren“. Noch im Juli hatte der börsennotierte Zucker-Konzern seinen Aktionären eine Dividende in der Höhe von 48,1 Millionen Euro ausgezahlt.

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