Hinter den Kulissen der ATP, der Spielerorganisation der Tennis-Herren, brodelt es wieder einmal gewaltig! Ausgerechnet der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic möchte eine neue Spielervereinigung formen, sich von der ATP abspalten - eine Tennis-Revolte! Deshalb legte der Serbe auch sein Amt als Präsident des Spielerrats der ATP zurück. Die ebenfalls im Council vertretenen Vasek Pospisil (CAN) und John Isner (USA) folgten dem Beispiel prompt ...
Heißen soll die neue Vereinigung „Professional Tennis Players Association“ (PTPA). Laut einem Bericht der New York Times wurde den Spielern ein Dokument mit Plänen überreicht und man möchte Unterschriften dafür sammeln. „Das Ziel der PTPA ist es nicht, die ATP zu ersetzen, aber die Spieler mit einer selbst-regierenden Struktur, unabhängig von der ATP, zu versehen und direkter Ansprechpartner der Spieler zu sein“, heißt es laut der New York Times in dem Dokument.
Thiem-Manager dagegen
Bei der ATP ist man darüber wenig erfreut, wie auch Thiem-Manager Herwig Straka, der selbst im ATP-Board sitzt, am Samstag erklärte. „Wir sind überzeugt, dass es nicht sinnvoll ist, so etwas zu machen, weil die Spieler in der ATP so repräsentiert sind, wie in keiner anderen Sportart irgendein Sportler“, meinte Straka. „Wenn du bei einem Team angestellt bist, kannst du zwar streiken und eine Gewerkschaft gründen, aber hast sonst keine Rechte. Bei der ATP sind die Spieler zu 50 Prozent Teil der Organisation, tragen alle Entscheidungen zu 50 Prozent mit, insofern ist es nicht ganz verständlich“, ergänzte der 54-jährige Steirer.
Die Gründe für diesen Wunsch kennt Straka nicht - mit seinem Schützling habe er aber diesbezüglich Kontakt gehabt. „Ich habe mit Dominic über die Situation gesprochen. Es ist seine Entscheidung. Ich habe ihm nur ganz neutral erklärt, dass ich es nicht verstehen würde, wenn man so eine gute Position aufgibt.“ Laut Straka seien sich auch die Spieler untereinander nicht einig. New-York-Finalist Milos Raonic stand im Gegensatz zu Djokovic der Presse Rede und Antwort. „Die Spieler haben sehr viel Zeit gehabt, zu reflektieren und sich gewisse Dinge anzusehen“, sagte der Kanadier. „Viele von uns wurden sechs Monate im Dunkeln gelassen von unserer Führung. Wir waren von vielen Dingen enttäuscht.“ Straka kann das nur teilweise nachvollziehen. „Wir arbeiten gerade am Plan für die Zukunft, der ironischerweise die Spieler noch besser stellt.“ Straka gab aber zu, dass man das hätte etwas besser kommunizieren können.
Spieler ohne Einfluss
Sehr wohl und sehr klar kommunizierte dagegen Pospisil seine Beweggründe für seinen Rücktritt via Twitter. „Es ist klar geworden, dass es als Mitglied des Player Councils in der aktuellen Struktur der ATP sehr schwierig, wenn nicht unmöglich ist, irgendeinen signifikanten Einfluss auf große Entscheidungen unserer Tour zu haben.“ Für die Zurückgetretenen müssen nun per Statuten neue Spieler in den Players Council - ob Thiem ein Kandidat dafür wäre? „Nein, das glaube ich nicht. Mit Jürgen (Melzer, Anm.) ist ja schon ein Österreicher drinnen.“
Die ATP reagierte mit folgendem Statement auf das Ansinnen von Djokovic: „Der Erfolg der ATP-Tour und ihr Wachstum in eine der führenden Sportinstitutionen in den letzten 30 Jahren basiert auf einer wirklich gleichberechtigten Partnerschaft zwischen Spielern und Turnieren.“ Die Struktur der ATP-Tour biete den Spielern bei jeder wichtigen Entscheidung, die die Tour betrifft, „gleichwertige Sitzplätze am Tisch“. „Wir erkennen die Herausforderungen an, denen sich unsere Mitglieder unter den heutigen Umständen gegenübersehen, sind jedoch der festen Überzeugung, dass jetzt eher eine Zeit der Einheit als der internen Spaltung ist.“ Parallel möchte man weiterhin eng mit den anderen Tennis-Verbänden wie Grand Slams, WTA und ITF zusammenarbeiten, „um das wahre Potenzial unseres Sports auszuschöpfen.“
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