Nach Mord in Gerasdorf

Ex-Premier Bildt: Exekutionen erfordern EU-Antwort

Ausland
07.07.2020 11:07

Die Bluttat am Samstag im niederösterreichischen Gerasdorf, bei der der gebürtige Tschetschene Martin B. erschossen wurde, schlägt Wellen in Europa und darüber hinaus. Schwedens Ex-Regierungschef Carl Bildt etwa forderte am Dienstag auf Twitter eine „europäische Antwort“ auf „eine Serie von Mordanschlägen an Exil-Tschetschenen quer durch Europa“. Bei vielen dieser Taten führe die Spur nach Russland, bei den Opfern habe es sich stets um Kritiker des tschetschenischen Machthabers Ramsan Kadyrow gehandelt. 

„Wir sehen eine Serie von Mordanschlägen an Exil-Tschetschenen quer durch Europa, durchgeführt von russischen Agenten“, schrieb Bildt. „Der letzte war in Wien erst vor Tagen“, so Bildt in Hinblick auf die Bluttat in Gerasdorf. „Dies erfordert eine europäische Antwort.“

Weitere getötete Exil-Tschetschenen galten als Kritiker von Kadyrow
Die „Washington Post“ berichtete am Montag über mehrere Fälle von Tschetschenen, unter ihnen auch über Martin B., die im Exil gejagt und getötet wurden. Bei vielen dieser Taten führe die Spur nach Russland, bei den Opfern habe es sich stets um Kritiker des tschetschenischen Machthabers Ramsan Kadyrow gehandelt. Auch der am Samstagabend in Gerasdorf erschossene gebürtige Tschetschene Martin B. hatte Kadyrow in mehreren Online-Videos beschimpft.

Vieles deutet auf einen Auftragsmord mit Polit-Motiv hin - zumal mittlerweile bekannt ist, dass auf Martin B. auch ein Kopfgeld ausgesetzt war. Staatsschützer warnten vor Todesdrohungen, doch der 43-jährige Kriegsflüchtling lehnte Personenschutz ab.

„Kadyrowzy“ werden für Entführungen und Morde verantwortlich gemacht
Kadyrow ist Präsident der russischen Kaukasus-Republik Tschetschenien und ein Protegé des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Seine Milizen, die „Kadyrowzy“, werden von Menschenrechtsorganisationen für zahlreiche Entführungen und Morde verantwortlich gemacht. Gegen Kadyrow selbst wurden nach dem Mord an dem Tschetschenen Umar Israilov am 13. Jänner 2009 in Wien schwere Vorwürfe erhoben. Kadyrow hatte eine Verwicklung in die Tat zurückgewiesen.

Etwa 35.000 Tschetschenen dürften in Österreich leben, mehrheitlich kamen sie vor rund eineinhalb Jahrzehnten als Flüchtlinge ins Land.

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