Mieter atmen auf

Makler-Provision ab jetzt nur mehr zwei Monatsmieten

Österreich
01.09.2010 11:32
Mit 1. September ist die neue Verordnung zur Beschränkung der Maklerprovisionen in Kraft getreten. Künftig fallen für Mietverträge mit einer Dauer von über drei Jahren zwei Monatsmieten, bei kürzeren Laufzeiten eine Monatsmiete Provision an. Das ist eine Monatsmiete weniger als bisher üblich. Branchenvertreter sehen darin eine Existenz-Gefährdung, viele Makler wollen rechtliche Schritte prüfen. Die Mietervereinigung ist hingegen "sehr erfreut".

Betroffen von der Regelung sind Wohnungen und Einfamilienhäuser, Geschäftslokale fallen nicht unter die Novelle. Die Regelungen für die Vermittlung von Käufen/Verkäufen sind nicht tangiert. Es ist dies die erste Novelle der Immobilienmaklerverordnung seit 1996. 

Die Mietervereinigung ist "sehr erfreut" über die neue Regelung. Diese ist ein wesentlicher Schritt zur Entlastung der Mieter. Bei einer 70-Quadratmeter-Wohnung erspart man sich durchschnittlich 700 Euro, sagt eine Sprecherin der Mietervereinigung.

Nachholbedarf besteht laut Mietervereinigung aber bei Provisionen für Hausverwaltungen und wirtschaftlich mit dem Vermieter verflochtenen Personen. Diese müssen nach wie vor von den Mietern bezahlt werden, seitens der Vereinigung ist man für eine "Auftraggeberprovision als Standardinstrument". Schließlich würden die Vermieter von der Dienstleistung der Makler profitieren. 

Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel sieht in der Novelle eine "langjährige AK-Forderung durch Wirtschaftsminister Mitterlehner erfüllt", für die SPÖ Wohnbau-Sprecherin Ruth Becher wird endlich "dem niedrigeren europäischen Standard" entsprochen.

Mitterlehner: Niedrigere Provisionen stärken Kaufkraft
Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner betonte in einer Aussendung, dass Österreich bisher im internationalen Vergleich "sehr hohe Maklerprovisionen" gehabt hätte. Zudem sind die Mieten in den vergangenen Jahren stark gestiegen.  

"Die niedrigeren Provisionssätze stärken daher die Kaufkraft der Bevölkerung und dämpfen die Inflation", so Mitterlehner. 

Makler fürchten massive Einbussen
Anton Holzapfel, Geschäftsführer des Verbandes der österreichischen Immobilientreuhänder, fürchtet Umsatzeinbußen "zwischen 30 und 50 Prozent". Eine Reihe von Unternehmen hat bereits signalisiert, Mitarbeiter abzubauen und keine neuen mehr einzustellen. Die Umwälzung der Provisionen auf die Vermieter sieht er problematisch. 

Insbesondere in Ballungszentren, in denen die Vermieter eine große Auswahl an Maklern haben, ist dies nur schwer durchzusetzen. Derzeit prüft man, ob ein "verfassungs- oder europarechtliches Vorgehen" gegen die Verordnung möglich ist, so Holzapfel.

Statt 3.000 nur mehr 400 Makler?
Auch der für Immobilien zuständige conwert-Vorstand Thomas Rohr rechnet mit einer massiven Marktbereinigung in der österreichischen Maklerbranche. Da ein Provisionsrückgang von einem Drittel die Gewinne belasten würde, "werden viele ums Überleben kämpfen", so Rohr. Die Zahl der Makler werde von derzeit geschätzten 2.500 bis 3.000 auf 400 Makler implodieren, meint er. Für ihre Dienstleistungstochter Resag rechnet die conwert mit Provisionseinbußen in der Höhe von 300.000 Euro pro Jahr.

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