Stallorder-Skandal

Schumacher hat Verständnis für Ferraris Verhalten

Sport
26.07.2010 12:35
Während der Ferrari-Doppelsieg beim Deutschland-Grand-Prix am Sonntag wegen einer laut Reglement verbotenen Stallorder, die Fernando Alonso an Felipe Massa vorbeiziehen und schließlich triumphieren ließ, für allgemeines Kopfschütteln sorgt, zeigt F1-Superstar Michael Schumacher sogar Verständnis für die illegale Aktion. "Ich kann es nachvollziehen. Es geht ja um die Weltmeisterschaft", sagte der siebenfache Weltmeister. Indes hat die FIA Ferrari mit einer 100.000-Dollar-Strafe belegt und zusätzlich ein Verfahren angekündigt.

Schumacher, der in seiner Zeit als Ferrari-Pilot 2002 selbst von einer ähnlichen Stallorder profitierte und vor Rubens Barrichello den Großen Preis von Österreich gewann, sagte am Sonntag ganz klar seine Meinung: "Es ist keine Kaffeefahrt. Ich hatte in der Vergangenheit meine Mühe, Verständnis dafür aufzubringen, dass man sich von außen darüber pikiert hat. Man arbeitet extrem hart. Wer ab einem gewissen Zeitpunkt die meisten Punkte hat, auf den wird gesetzt. Wenn man am Ende des Jahres die Meisterschaft aufgrund des einen oder anderen verlorenen Punktes verfehlt, dann wird man sich fragen: War das richtig?"

Damals waren Stallorder allerdings noch nicht verboten. Inzwischen gibt es den Paragrafen 39,1 des Sportregulativs, demzufolge eine Anordnung, die Auswirkungen auf das Rennergebnis hat, verboten ist.

Verständnis auch bei Vettel
Auch Vettel konnte dem Ganzen freilich etwas abgewinnen. "Auf jeden Fall ist es besser, als wenn es zwischen zwei Teamkollegen zu einer Kollision kommt", wies der Deutsche auf den Platz eins und zwei kostenden Crash zwischen ihm und Red-Bull-Kollege Mark Webber in der Türkei hin. Vielsagend fügte Vettel hinzu: "Es wäre nicht clever, etwas zu sagen, was ich eines Tages bereuen könnte. Wir verstehen, dass das Team erste Priorität genießt."

Niki Lauda poltert
Der dreimalige Champion Niki Lauda polterte dagegen im TV-Sender RTL: "Ferrari siegt mit einem Riesenschönheitsfehler. Diese Teamorder ist inakzeptabel." Logisch war auch die harsche Kritik der Red-Bull-Verantwortlichen. "Es war ganz klar Teamorder. Sie haben Positionen gewechselt und sich auch noch entschuldigt. Das ist schon eine Schande", so Teamchef Christian Horner. "Sie haben dem einen den Sieg weggenommen und dem anderen gegeben. Ich denke an 2002. Das muss jetzt die FIA entscheiden."

Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko ätzte: "Offensichtlicher kann man eine Teamorder nicht vorführen, als Ferrari das hier gemacht hat. Dass man Teaminteressen hat, ist klar. Aber so plump, dass ein Fahrer den anderen vorbeilässt, das habe ich lange nicht mehr gesehen."

Ferrari-Chef: "Es war keine Stallorder"
Den zweiten Doppelsieg in dieser Saison nach dem Auftaktrennen in Bahrain darf Ferrari vorläufig behalten. "Es war keine Stallorder", versicherte Teamchef Stefano Domenicali treuherzig, obwohl die ganze Formel 1 Zeuge eines von den Strategen an der Box entschiedenen WM-Laufes geworden war. Der führende Felipe Massa ("Es war ganz alleine meine Entscheidung") musste seinen Teamkollegen Fernando Alonso in der 49. Runde vorbeiziehen lassen - und befolgte den "Befehl" durch ein abruptes Abbremsen demonstrativ.

Für weitere Beratungen über den dubiosen Vorfall verwiesen die vier Rennkommissare daher die Causa an den Motorsport-Weltrat, der bei seiner nächsten Sitzung darüber beraten soll.

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(Bild: KMM)



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