Schappen in Kärnten

„Frisch und g‘sund“: Tag der unschuldigen Kinder

Kärnten
28.12.2019 09:21

Nur einmal im Jahr freuen wir uns auf Schläge: Heute, am „Tag der Unschuldigen Kinder“, warten wir darauf, dass die Kinder mit Ruten und Sprüchen das Glück auf uns übertragen.

Umfangreich ist das Brauchtum zur Weihnachtszeit. Heute ist ein Tag, an dem Mädchen und Buben trotz der Ferien früh aufstehen sollten: Sie dürfen ihre Nachbarn verhauen und werden dafür noch belohnt! Denn schlagen sie die Erwachsenen mit Ruten oder immergrünen Ästchen heute leicht auf den Hintern, sind ihnen Dankbarkeit, Kletznbrot und meist sogar ein paar Münzen gewiss.

Verschiedene Sprüche beim Schappen
„Frisch und g’sund, frisch und g’sund; lång lebm, g’sund bleibm, nix klunzn, nix klågn bis i wieda kum schlågn.“ „Schapp, schapp, frisch und g’sund, lang leb’n, gern geb’n!“ „Frisch und g’sund und lång lebn! Lei nit klunzn und gern geb’n! So viel Stapfel auf der Stiagn, so viel Kinder in der Wiagn! So viel im Stall Rinder, so viel in der Stubn Kinder!“

So lauten drei der vielen, in jedem Tal anders gereimten Sprüche. Von den immergrünen Nadelbaumzweigen oder den bereits das frühlingshafte Aufblühen in sich tragenden Ästchen soll die Lebenskraft bei jedem Schlag auf den Menschen überspringen. Gesundheit und Glück für das neue Jahr soll diese alte Tradition garantieren.

Schappen am Unschuldige-Kinder-Tag
Der Brauch ist in ganz Kärnten üblich, hat aber in beinahe jedem Tal einen anderen Namen: Frisch und g’sund-Wichsen, Tschappen, Schappen (vom slowenischen Wort šapanje) oder Pisnen (mittelhochdeutsch für umherrennen).

Kindermord des König Herodes
Die biblische Geschichte, die der schönen Tradition zugrunde liegt, ist grausam und brutal: König Herodes hatte große Angst vor Jesus, der ja als neuer König angekündigt worden war. Also ließ er in und um Bethlehem alle Buben bis zum Alter von zwei Jahren umbringen, um damit auch seinen vermeintlichen Kontrahenten aus dem Weg zu räumen.

Herodes war zwar für seine Grausamkeiten bekannt, doch den Kindermord zweifeln Historiker inzwischen an. Der römische Historiker Flavius Josephus, der die Zeit und das Wirken von Herodes ausführlich beschreibt, erwähnt den Kindermord mit keinem Wort.

Dennoch ziehen die Kinder am „Tag der Unschuldigen Kinder“ mit Ruten umher, sühnen die Tat - und bringen Glück. Aber Achtung! Wer nach dem Zwölfeläuten zu Mittag noch mit der Rute unterwegs ist, der wird ins Ofenloch gesteckt! 

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