Vier Jahre nach Drama

Vater des ertrunkenen Alan Kurdi wird Seenotretter

Ausland
29.09.2019 15:46

Das Bild war einst um die Welt gegangen und zum Symbol der Flüchtlingskrise geworden: Die Leiche eines zweijährigen Buben wurde im Jahr 2015 an der griechischen Insel Kos an den Strand gespült. Bäuchlings lag das Kind, Alan Kurdi, im Sand. Auch seine Mutter und sein Bruder waren bei der Überfahrt von der Türkei nach Griechenland ertrunken, als das Schlauchboot kenterte. Vier Jahre später ist der Vater des Buben wieder verheiratet und erwartet ein weiteres Kind. Dann will Abdullah Kurdi sich einer deutschen Seenotrettungsmission im Mittelmeer anschließen.

An Bord der nach seinem Sohn benannten Alan Kurdi der Organsisation Sea-Eye will der 45-Jährige in See stechen. „Sobald mein Sohn geboren ist, werde ich auf das Schiff gehen, um Migranten zu retten. Ich will ihnen die Hilfe geben, die ich nicht bekommen habe“, sagte er der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“. Er freue sich über das Schiff, so Abdullah, der inzwischen nach eigenen Angaben in Erbil im kurdischen Teil des Irak lebt und dort eine Hilfsorganisation für Kinder in Flüchtlingslagern leitet.

„Haben starke emotionale Verbindung zu der Familie aufgebaut“
Sea-Eye-Sprecher Gorden Isler bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag, dass seine Organisation mit Kurdi über dessen Pläne in Kontakt stehe. „Wir haben eine starke emotionale Verbindung zu der Familie aufgebaut. Wenn wir es schaffen, alle organisatorischen Erfordernisse zu erfüllen, dann würden wir uns freuen, Abdullah auf dem Schiff dabei zu haben“, sagte der Sprecher weiter. Kurdi würde als Teil der Crew auch Aufgaben übernehmen.

Bild des toten Alan Kurdi ging um die Welt
2015 hatte Kurdi mit seiner Familie versucht, von der Türkei aus mit einem Schlauchboot die griechische Insel Kos zu erreichen. Das Boot kenterte. Kurdis Frau und ihre zwei kleinen Kinder ertranken, Alan Kurdi war knapp drei Jahre alt. Das Foto des toten Buben im roten T-Shirt bäuchlings am Strand liegend ging damals um die Welt. Bereits damals sagte der Vater des Kleinen, dass es richtig gewesen sei, dass die Medien das Foto zeigten.

Die Alan Kurdi hatte ihre Rettungsmission vor Malta am 10. September beendet. Derzeit liegt das Schiff im Hafen von Burriana in Spanien. Die Hilfsorganisation will ihre Mission am 12. Oktober fortsetzen, wartet aber noch auf die nötigen finanziellen Mittel.

180 Migranten an einem Wochenende auf Lampedusa eingetroffen
Unterdessen sind an diesem Wochenende 180 Migranten auf Lampedusa eingetroffen. Am Welttag der Migranten, der von Papst Franziskus am Sonntag im Vatikan gefeiert wurde, erreichten sieben Boote mit jeweils etwa 25 Migranten an Bord die Insel oder sie wurden von der italienischen Küstenwache unweit von Lampedusa lokalisiert. Wegen der besseren Wetterlage wächst die Zahl der Ankünfte auf Lampedusa derzeit. Kleinere Boote werden laut der italienischen Polizei von größeren Schiffen wenige Seemeilen von der Insel entfernt ins Wasser gelassen.

70 Migranten an Bord eines in Seenot geratenen Schlauchbootes, das über zwei Tage lang vergebens um Hilfe gebeten hatte, wurden von der libyschen Küstenwache gerettet. Sie wurden nach Libyen zurückgeführt, berichteten italienische Medien. Von einem Boot mit etwa 50 Migranten an Bord fehlt jegliche Nachricht. Das Schiff war am Samstag unweit der libyschen Küste umgekippt, wie das UN-Flüchtlingswerk UNHCR berichtete.

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