Verheerende Schmelze

Arktis hat Meereis-Minimum für Jahr 2019 erreicht

Wissenschaft
24.09.2019 13:20

Die Arktis nimmt als Kühlschrank unseres Planeten eine wichtige Rolle ein. Doch die Fläche des Meereises ist mittlerweile schon auf 4,15 Millionen Quadratkilometer geschrumpft. Damit hat die Eisfläche den jährlichen Tiefstand für 2019 und den zweitniedrigsten Wert für 1978 (gemeinsam mit 2007 und 2016) erreicht.

Die Meereisfläche im Arktischen Ozean ist üblicherweise im März am größten, sie erreicht das sogenannte „Sea Ice Maximum“ (Meereis-Maximum). Danach beginnt das Eis ab dem Frühling zu schmelzen, bis es seine niedrigste Ausdehnung im September erreicht, das sogenannte „Sea Ice Minimum“. Der Negativ-Rekord wurde im Jahr 2012 erreicht, doch der Trend ist klar: Die 13 niedrigsten Werte für das Meereis-Minimum ereigneten sich alle in den letzten 13 Jahren.

Expedition soll Klima erforschen
Das rapide schmelzende Eis hat nicht nur auf die arktische Artenvielfalt verheerende Auswirkungen, sie ist auch südlichen Regionen eine klare Warnung. Denn die Arktis ist unser Frühwarnsystem und zeigt die Auswirkungen der Klimaerhitzung, bevor sie auch andere Länder trifft. Eine der größten Arktis-Expeditionen aller Zeiten, die erst kürzlich aufgebrochen ist, soll nun ein ganzes Jahr entscheidende Kenntnisse zum Weltklima sammeln. An Bord der Polarstern befinden sich sechs Forschungsteams, die sich auf dem deutschen Eisbrecher einfrieren lassen werden, um Daten und Bilder „einer Region zu erforschen, die sich schneller verändert, als wir sie erforschen können“. Momentan befindet sich diese noch auf dem Weg, derzeit ist das Team im Nordpolarmeer unterwegs.

„Bedrohung für alle“
Adam Pawloff, Klimaexperte bei Greenpeace in Österreich: „Das Eis in der Arktis schmilzt in rasantem Tempo - das sollte uns allen die Augen öffnen. Denn was rund um den Nordpol passiert, ist eine direkte Folge der Klimaerhitzung. Die Eisschmelze hat nicht nur für die arktische Tierwelt verheerende Auswirkungen, sie verdeutlicht die Bedrohung, die die Klimakrise für uns alle bedeutet.“

Die Folgen der arktischen Eisschmelze
Die weiße arktische Eisdecke reflektiert die Sonnenstrahlen zurück ins Weltall und hilft so gegen die Erderhitzung. Doch da das Eis schmilzt, kann die Arktis diese wichtige Aufgabe nicht mehr erfüllen. Der dunkle Ozean nimmt die Sonnenenergie auf, was wiederum die Klimaerhitzung weiter antreibt und Niederschläge, Stürme und Meeresströmungen beeinflusst. Gleichzeitig sind die Folgen der Klimaerhitzung nirgends deutlicher sichtbar als in der Arktis, wo die Temperaturen doppelt so schnell ansteigen wie im Rest der Welt.

Doch leidet auch die regionale Tierwelt, die durch die Eisschmelze und die damit verbundenen Auswirkungen bedroht wird, Eisbären, Robben, Walrosse und Seevögel sind auf festes Eis, Schollen oder schützende Schneehöhlen angewiesen, ohne Eis nicht überlebensfähig. Eisbären jagen darauf die dort lebenden Robben. Die zunehmend langen Distanzen zwischen einzelnen Eisflächen können die mächtigen Tiere oft nicht mehr bewältigen - so verhungern oder ertrinken diese, manche wagen sich in besiedelte Gebiete vor, wie im Juni ein Eisbär in Sibirien. Ende Dezember 2017 hatte ein schockierendes Video von einem abgemagerten Eisbären die Welt schockiert.

„Den Eisbären und allen anderen Lebewesen der Arktis schmilzt bereits jetzt das Eis unter den Pfoten weg“, so Pawloff. „Die Ölindustrie ist eine weitere Bedrohung für die arktische Tierwelt und für uns alle. Während Menschen weltweit auf die Straße gehen und sich für ambitioniertere Klimaschutzmaßnahmen einsetzen, schläft die österreichische Regierung. Greenpeace fordert von der nächsten Regierung Maßnahmen, die Biss haben und zum Klimaschutz beitragen.“

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace setzt sich sowohl für den Umstieg auf 100 Prozent erneuerbaren Energien, als auch für Schutzgebiete in der Arktis ein, in denen industrielle Aktivitäten verboten sind. Denn das Schmelzen der arktischen Eisdecke weckt die Begehrlichkeiten der Ölindustrie, welche den Rohstoff nach wie vor nicht aus eisbedeckten Gewässern fördern kann.

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