Suizidpräventionstag

WHO warnt: Alle 40 Sekunden tötet sich ein Mensch

Wissenschaft
10.09.2019 12:50

800.000 Menschen nehmen sich pro Jahr weltweit das Leben - das ist alle 40 Sekunden eine Person, die auf diese vermeidbare Weise stirbt. Diese besorgniserregende Zahl teilte die Weltgesundheitsorganisation WHO, die die Vorbeugung von Selbsttötungen als eines ihrer wichtigsten Ziele sieht, im Vorfeld des Welttages der Suizidprävention am Dienstag mit. Selbstmord ist auch in der medialen Berichterstattung ein heikles Thema, denn sensationsträchtiges Berichten kann weitere Suizide auslösen. Berichte mit konstruktiven Bewältigungsmöglichkeiten einer sogenannten suizidalen Krise führen allerdings zu einem Rückgang von Selbstmorden, wie Studien belegen. Dazu wird in Wien erstmals der österreichische „Papageno-Medienpreis“ verliehen.

„Suizide sind vermeidbar. Wir rufen alle Staaten dazu auf, bewährte Strategien zur Vorbeugung in ihre nationalen Gesundheits- und Bildungsprogramme einzubeziehen“, forderte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Zwar sei die Zahl der Länder mit entsprechenden Präventionsprogrammen in den vergangenen fünf Jahren auf nun 38 gestiegen, aber immer noch gebe es in vielen Ländern keine entsprechenden Angebote für gefährdete Menschen, kritisierte die WHO.

Wichtig wäre etwa, den Zugang zu chemischen Mitteln wie Pestiziden zu erschweren, mit deren Hilfe viele Menschen Suizid begingen. Und es sei wesentlich, junge Menschen gegen Stress zu stärken und suizidgefährdete Personen rechtzeitig zu identifizieren und langfristig zu betreuen. Die meisten Selbstmorde passieren durch Erhängen, eben Selbstvergiftung mit Pestiziden und Waffen.

Witwe von Linking-Park-Sänger will andere vor Tragödie bewahren
„Jeder Tod ist eine Tragödie für Familie, Freunde und Kollegen“, so der WHO-Generaldirektor weiter. In einem Video, das die Organisation am Dienstag auf Twitter veröffentlichte, erzählt Talinda Bennington, die Witwe von Linking-Park-Sänger Chester Bennington, über ihre Erfahrungen mit dem Thema und wie sie andere davor bewahren möchte, dasselbe Schreckliche durchzumachen.

„Werther-Effekt“ vermeiden
Medienberichte über Suizide spielen eine wichtige Rolle in der gesellschaftlichen Aufklärung und der Prävention. Mittlerweile konnte nachgewiesen werden, dass eine bestimmte Form der Berichterstattung nicht nur Nachahmungssuizide („Werther-Effekt“) verhindert, sondern generell suizidpräventiv wirken kann („Papageno-Effekt“). In Österreich verankerte der österreichische Presserat im Jahr 2012 die suizidpräventive Berichterstattung in seinem Ehrenkodex.

In Wien wird am Dienstagabend erstmals der sogenannte Papageno-Medienpreis für suizidpräventive Berichterstattung verliehen. Er wurde vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz (BMASGK) und der österreichischen Gesellschaft für Suizidprävention (ÖGS) sowie der Wiener Werkstätte für Suizidforschung ausgelobt.

Ein Prozent aller Todesfälle innerhalb der Europäischen Union sind auf Selbstmord zurückzuführen. Die EU-Länder registrierten im Jahr 2016 insgesamt 53.500 Fälle. 2016 töteten sich in Österreich insgesamt 936 Männer und 302 Frauen.

Sollten Sie oder eine Ihnen nahestehende Person Unterstützung benötigen, bietet Ihnen die Telefonseelsorge unter der kostenlosen Telefonnummer 142 rund um die Uhr Beratung für alle Lebenslagen. Mehr Infos finden Sie hier.

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