Der oberösterreichische Umweltlandesrat Rudi Anschober wettert in einem Interview gegen die ÖVP: Der grüne Politiker, der als möglicher Spitzenkandidat im Gespräch war, vermutet, dass die ehemalige Regierungspartei „nichts gelernt hat aus dem Debakel mit den Freiheitlichen“ und dass eine Neuauflage von Türkis-Blau droht. Dass sein Parteikollege Werner Kogler trotz erfolgreicher EU-Wahl nicht nach Brüssel geht, sei auf die „aktuellen Herausforderungen“ zurückzuführen, erklärte der Oberösterreicher.
„Eine außergewöhnliche Situation erfordert außergewöhnliche Maßnahmen“, begründet Anschober, warum Kogler als EU-Spitzenkandidat nach erfolgreicher Wahl nun sein Mandat doch nicht annimmt, sondern als grüner Spitzenkandidat in den Nationalratswahlkampf zieht. Natürlich habe es Bedenken deshalb gegeben, aber schließlich sei bis kurz vor der Europawahl noch nicht absehbar gewesen, dass es zu Neuwahlen im Bund komme. Und nach einer „seriösen, gewissenhaften, gemeinsamen Überprüfung“ sei man zu dem Schluss gekommen, dass Kogler das beste Angebot für die vorgezogene Nationalratswahl sei.
„Unser Ziel ist reinzukommen und das möglichst stark“
Auf Koalitionsspekulationen will sich Anschober gegenüber der Austria Presse Agentur nicht einlassen: „Unser Ziel ist, reinzukommen, und das möglichst stark.“ Er befürchte allerdings, „dass die ÖVP nichts gelernt hat aus dem Debakel mit den Freiheitlichen“ und Türkis-Blau fortgesetzt werde, wenn es sich ausgehe.
Anschober selbst war ebenfalls als Spitzenkandidat im Gespräch. Aber zum einen hätte er dann seine Tätigkeit als Landesrat, „die ich schon sehr gerne mache“, beenden müssen. Zum anderen müssten die Grünen in diesem Wahlkampf „sehr kämpferisch und oppositionell auftreten. Und das ist einfach mehr die Stärke vom Werner als von mir“, findet Anschober. Er werde sich auch nicht für einen vorderen Listenplatz bewerben - weder auf Bundes- noch auf Landesebene.
Was die Kandidatenliste der Grünen betrifft, stellte er „die eine oder andere personelle Überraschung“ in Aussicht. „Was sich mit Sarah Wiener bei der Europawahl sehr bewährt hat, das werden wir weiter fortsetzen.“ Er selbst wolle sich in einer „Sonderrolle“ einbringen, vor allem mit den von ihm gestarteten überparteilichen Initiativen für Artenschutz, Klimaschutz und Integration.
Klimaschutz wichtigstes Thema der nächsten Regierung
Man habe bei der EU-Wahl den „ersten Teil des Comebacks“ geschafft, nun werde es „deutlich schwieriger“. Er habe allerdings den Eindruck, „dass viele zurückkommen wollen und dass wir bei den Jungen stark punkten“, weil bei diesen das Thema Klimaschutz zentral sei. „Ich glaube, dass sehr viel möglich ist, aber Erstziel ist das Comeback der Grünen.“ Für den Klimaschutz „wird die nächste Legislaturperiode die wichtigste überhaupt sein“, so Anschober, denn laut Wissenschaftlern müsse in den kommenden zehn bis zwölf Jahren die Wende gelingen, um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen.
Der Wahlkampf werde gezwungenermaßen „sehr, sehr sparsam“ geführt werden, aber die Grünen hätten bei der Europawahl gezeigt, dass man „auch mit ganz wenig Geld gewinnen kann“. „Wir haben kein einziges Großflächenpaket gehabt“, fühlt er sich an die „grüne Urphase“ erinnert. Entscheidend werde die Schlussphase des Wahlkampfes sein, denn „da werden sich sehr viele parteiungebundene Wähler und die ganz Jungen entscheiden und auf die werden wir uns konzentrieren“.
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