Kriminal-Statistik

Minus 27% bei Einbrüchen, Kfz-Diebstähle halbiert

Österreich
10.04.2010 10:36
Innenministerin Maria Fekter und die Polizei jubeln über die ersten kriminalstatistischen Zahlen für das Jahr 2010. Demnach wird im ersten Quartal des heurigen Jahres ein Rückgang der Gesamtkriminalität um 7,46 Prozent im Vergleich zu 2009 verzeichnet. Die Zahl der Anzeigen ging von 142.553 auf 131.914 zurück. Auf Schwerpunktaktionen der Polizei führt die Ministerin dabei den enormen Rückgang bei Einbrüchen (minus 27 Prozent) und Kfz-Diebstählen (minus 53 Prozent) zurück. Die Kriminalstatistik wurde allerdings mit Jahresbeginn reformiert.

Seit 1. Jänner 2010 werden Verbrechen in der Kriminalstatistik nach einem veränderten Schema gezählt, wobei die Werte aber mit früheren Zahlen voll vergleichbar sein sollen. "Wir haben kein bisschen an der Fallzahlenerfassung geändert", so BK-Direktor Franz Lang. "Die Zahlen sind absolut vergleichbar."

Die Veröffentlichung findet statt bisher monatlich nur noch quartalsweise statt, gibt nun aber auch über Täterstrukturen (z.B. Ausländeranteil, Altersstruktur, etc.) und Täter-Opfer-Beziehungen Auskunft. Für die Polizisten sollte vor allem die Eingabe dank einer nunmehr eindeutigen Kategorisierung von Verbrechen einfacher sein, Verfälschungen sollen so verhindert wedrden. 

Langfristige Ziele der noch laufenden Statistik-Reform sind der Zusammenschluss mit der Justizstatistik und eine Vergleichbarkeit mit anderen europäischen Ländern.

Fekter: "Unsere Polizeiarbeit wirkt"
"Bei all jenen Delikten, die die Exekutive im Vorjahr herausforderten, sind die Rückgänge besonders hoch - das zeigt: Unsere Polizeiarbeit wirkt, wir gestalten Sicherheit", so Fekter bei der Präsentation der Statistik am Freitag. Im ersten Quartal 2010 seien die Einbrüche in Wohnungen und Einfamilienhäuser um 27,4 Prozent zurückgegangen und um 53,3 Prozent weniger Kraftfahrzeuge gestohlen worden als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Auch Einbruchsdiebstähle in Kraftfahrzeuge (Autoradios, Airbags, Habseligkeiten, etc.) seien um 30,2 Prozent zurückgegangen. 

In absoluten Zahlen bedeutet dies in der Statistik 939 gestohlene Kraftfahrzeuge von Jänner bis März 2010 gegenüber 2.012 Diebstählen im Vorjahreszeitraum. Von Oktober bis Dezember 2009 waren 2.267 Kfz-Diebstähle verzeichnet worden, in den Quartalen davor noch mehr. Bei den Einbrüchen in Kraftfahrzeuge seien im ersten Quartal 2009 6.294 Fälle verzeichnet worden, im ersten Quartal 2010 hingegen 4.396, so das Innenministerium. Bei den Wohnungs- und Hauseinbrüchen stehen 4.497 Fälle dem Rekordwert von 6.194 Einbrüchen im 1. Quartal 2009 gegenüber. Von Oktober bis Dezember 2009 betrug die Zahl der Einbrüche übrigens 5.008, im 3. Quartal 2009 war sie mit 3.974 angezeigten Einbrüchen niedriger als jetzt im ersten Quartal 2010, im 2. Quartal 2009 in etwa gleich. 

Mehr Täter auf frischer Tat ertappt
Ausschlaggebend für den deutlichen Rückgang sind laut Innenministerin freilich auschließlich die umfangreichen polizeilichen Maßnahmen, die seit der zweiten Jahreshälfte 2009 gesetzt werden: "Der vom Bundeskriminalamt ausgearbeitete Masterplan gegen die Einbruchskriminalität zeigt deutliche Wirkung. Die darin enthaltenen Maßnahmen und Strategien greifen", betonte Fekter. Es seien mehr Straftäter auf frischer Tat ertappt und entsprechende Struktur- und Intensivermittlungen durchgeführt werden. Als Beispiel führte die Ministerin den Schlag gegen die georgische Mafia im März 2010 ("Operation Java") an. "Der Erfolg zeigte sehr eindrucksvoll, wie wirksam diese Art der Ermittlungsarbeit für die Polizei ist", so Fekter.

"Wir wissen aufgrund unserer Ermittlungen, dass die Soko Ost den Tätergruppen mittlerweile ein Dorn im Auge ist. Für viele ist Österreich als Zielland nicht mehr so attraktiv wie früher - die permanente Polizeipräsenz, gepaart mit den kriminalpolizeilichen Strategien, schrecken immer mehr Tätergruppen ab", sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Herbert Anderl. 

Bei rund 200 Schwerpunktationen hätten 11.700 Streifen 354 mutmaßliche Täter, 133 davon auf frischer Tat, ertappt. An Zahlen alleine sei die Wirkung der großangelegten Aktionen - die letzte brachte 100.000 Euro Kosten für Überstunden - aber nicht messbar.

Täterstruktur: 30 Prozent kommen aus dem Ausland
Bei der Aufschlüsselung der Statistik nach Herkunft der Täter zeigt die Gesamtsumme der gerichtlich strafbaren Handlungen (ein PDF mit den Auswertungen gibt es in der Infobox) einen Inländeranteil von 69,4 Prozent und folglich 30,6 Prozent ausländische Täter. Das gilt zumindest für die bisher geklärten Verbrechen bzw. die für Straftaten infragekommenden Verdächtigen. Das Innenministerium gibt ihre Zahl mit 53.197 Personen an. 4,4 Prozent von ihnen stammen demnach aus Deutschland, gefolgt von Serbien (3,3 Prozent), der Türkei (2,7 Prozent), Rumänien (2,6 Prozent) und Bosnien-Herzegowina (1,6 Prozent). Je ein Drittel der Täter gehört in die Altersgruppen 25 bis 40 Jahre und 40 Jahre und älter. Weniger als 3 Prozent sind unter 14 Jahre alt.

Bei den Kfz-Diebstählen sieht die Herkunftsverteilung im Vergleich zur Gesamtkriminalität genau umgekehrt aus. Hier kommen 62,5 Prozent der bisher 104 identifizerten Täter und Tatverdächtigen aus dem Ausland. Knapp die Hälfte der Täter ist jünger als 25 Jahre, mehr als die Hälfte davon sogar unter 18 (Stichwort: Mopeddiebstahl). Nur bei Überfall-Delikten gibt es mehr jugendliche Täter: Die mehr als 40 Prozent an Delinquenten unter 18 werden dort auf die hohen Zahlen im Bereich Handyraub zurückgeführt. Angeführt wird das Kfz-Diebstahls-Länderranking von Tätern aus Rumänien, gefolgt von Serbien, Ungarn, Bulgarien, Polen, Russland und der Slowakei. 13,5 Prozent sind "sonstige Fremde".

Chilenen als Einbrecher-Könige?
Auch bei den Einbrechern kommt die Mehrheit der überführten Täter bzw. Tatverdächtigen aus dem Ausland. 68,2 Prozent der 267 bisher identifizerten Einbrecher bzw. Tatverdächtigen sind Fremde, zu zwei Dritteln sind sie älter als 25. Die Aufschlüsselung nach Ländern zeigt in der Statistik allerdings einen Ausreißer: Chilenen werdern hier mit einem 19-prozentigen Anteil als größte Tätergruppe angeführt, gefolgt von Serben, Georgiern, Rumänen, Polen und Ungarn.

Bei vorsätzlichen Tötungen – im 1. Quartal 2010 wurde eine Steigung auf 48 Fälle (44 davon geklärt) nach 32 im Vorjahr verzeichnet – kommt die Mehrheit der Täter (77,8 Prozent) aus dem Inland. Auch bei vorsätzlicher Körperverletzung sind 79,7 Prozent der Täter Staatsbürger. Bei den Fremden in diesem Bereich führen türkische Staatsbürger vor Deutschen und Serben die Statistik an.

Erstmals lieferte die Statistik auch zu Täter-Opfer-Beziehungen Zahlen. 26 Prozent der Opfer bei strafbaren Handlungen gegen Leib und Leben im ersten Quartal standen demnach in einem Bekanntschaftsverhältnis zum Täter, 14,7 Prozent lebten mit dem Täter in einer familiären Beziehung in einer Hausgemeinschaft. Von den 8.373 Personen, die einer vorsätzlichen Körperverletzung beschuldigt werden, kannten 46 Prozent der Opfer den Täter oder waren mit ihm verwandt (26 und 20 Prozent). Bei weiteren fünf Prozent lag eine Zufallsbekanntschaft vor.

Leichtes Minus für Aufklärungsquote
Die Aufklärungsquote fährt im ersten Quartal 2010 ein leichtes Gesamtminus von 0,04 Prozentpunkten ein. Das heißt 38,9 Prozent der angezeigten Straftaten wurden geklärt. Die regionalen Unterschiede sind relativ stark: In Oberösterreich, dem Burgenland und Vorarlberg liegt die Aufklärungsquote bei über 50 Prozent, in Wien hat sie sich von 27,3 Prozent auf 28,9 Prozent verbessert. 

Die Statistik trüben vor allem Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg, wo der Rückgang bis zu zwei Prozent beträgt. In diesen Bundesländern ist allerdings auch die Gesamtkriminalität um 13 bis 22 Prozent zurückgegangen.

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