Jeder zweite Beschäftigte im Pflegebereich in Oberösterreich wird mindestens einmal im Monat von Patienten oder deren Angehörigen attackiert. Mit diesem erschreckenden Studienergebnis lässt die AK, wie berichtet, aufhorchen. Helene Mayerhofer, Personalleiterin des St. Josef-Spitals in Braunau erklärt im interview, was das Deeskalationsprogramm be wirkt: Die Übergriffe wurden weniger.
„OÖ Krone“: Das St. Josef-Spital gehört bundesweit zu den Vorreitern im Kampf gegen Patientenübergriffe.
Helene Mayerhofer: Wir haben 2010 mit Informationen für die Mitarbeiter punkto herabwürdigendem Verhalten gestartet. 2015 haben wir dann erstmal mit dem Projekt „Gewalt gegen Mitarbeiter“ konkrete Schritte gesetzt, Pflegedirektion, Primare, Unfallabteilung und Psychiatrie eingebunden. Wenn um 2 Uhr früh Leute auf der Unfallambulanz auftauchen, können Sie sich vorstellen, dass es da nicht immer fein zugeht. Wir haben auch ein elektronisches Erhebungsformular, wo die Mitarbeiter sich selber melden können.
„OÖ Krone“: Was haben diese Schritte im Endeffekt gebracht?
Helene Mayerhofer: 2015 bekamen wir 225 Rückmeldungen, im vergangen Jahr waren es 178. Die Anzahl ist also deutlich gesunken. Wir haben verschiedene Maßnahmen gesetzt, vor allem ein jeweils dreitägiges Deeskalationstraining im Haus, wo die Mitarbeiter auf das Erkennen von potenziell gefährlichen Situationen geschult werden. Dazu gehören Körpersprache, Aggressionssignale richtig einschätzen und natürlich deeskalierende Wortwahl.
„OÖ Krone“: Welche Mitarbeiter sind am meisten von Patienten-Übergriffen betroffen?
Helene Mayerhofer: Zu 90 Prozent die Pflege und Pflegeassistenz, 4 Prozent Mediziner, der Rest Verwaltungspersonal. Zu 60 Prozent melden Frauen die Übergriffe. Bei den Tätern ist es umgekehrt, da sind 70 Prozent männlich.
Interview: Christoph Gantner, Kronen Zeitung
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