Wer trägt Schuld?

Rolltreppen-Drama: Russe verlor Teil eines Beins

Ausland
24.10.2018 08:59

Nach dem Rolltreppen-Drama in Rom am Dienstagabend, bei dem 24 Menschen - mehrheitlich Fans des russischen Klubs ZSKA Moskau - teils schwer verletzt wurden, laufen die Ermittlungen zu den Ursachen des Unglücks auf Hochtouren. Einem Opfer musste offenbar ein Teil eines Beins amputiert werden. Die U-Bahn-Station Repubblica im Zentrum Roms, in der sich der Unfall ereignet hatte, wurde von der Polizei geschlossen. Die schwer verschuldete ATAC-Gesellschaft, die wegen des ineffizienten Nahverkehrssystem in der italienischen Hauptstadt immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik gerät, versicherte, dass die Rolltreppe erst kürzlich kontrolliert worden sei. Roms Bürgermeisterin macht dagegen die Opfer selbst für die Katastrophe verantwortlich.

Insgesamt 19 Menschen wurden ins Krankenhaus gebracht. 15 Verletzte stammten aus Russland, sagten Vertreter der russischen Botschaft. Einer von ihnen trug schwere Verletzungen davon. Ihm musste sogar ein Teil eines Beins amputiert werden. Bei den anderen vier Opfern handle es sich um Ukrainer. Fünf Personen hätten das Krankenhaus bereits wieder verlassen, in Lebensgefahr schwebt niemand. Die meisten Menschen wurden eingeklemmt und hatten Verletzungen an den Beinen erlitten.

Bürgermeisterin macht Opfer verantwortlich
Untersuchungen zu dem Fall wurden von der römischen Staatsanwaltschaft und der Nahverkehrsgesellschaft ATAC, Betreiberin von Roms U-Bahnen, in die Wege geleitet. Bürgermeisterin Virginia Raggi machte die ZSKA-Fans für das Unglück verantwortlich. Diese seien beobachtet worden, wie sie auf der Rolltreppe herumhüpften und tanzten, bevor diese einstürzte. Videoaufnahmen aus der U-Bahn-Station zeigen, wie die Rolltreppe erst immer schneller wird und die Stufen dann anscheinend ungebremst dem Boden entgegenrasen.

Öffi-Betreiber schwer verschuldet
Der Unfall nährt erneut Kritik am Zustand des öffentlichen Nahverkehrs in Rom. Fahrzeuge und Infrastruktur gelten als veraltet. Im Mai war ein Linienbus in unmittelbarer Nähe des Trevi-Brunnens in Flammen aufgegangen. Die Nahverkehrsgesellschaft ATAC mit 11.000 Bediensteten steht vor dem finanziellen Zusammenbruch. Für ein beratendes Referendum wurden Unterschriften gesammelt, mit dem die Römer über die ATAC-Privatisierung abstimmen sollen. Damit hoffen die Initiatoren, mehr Effizienz in Roms öffentliches Verkehrssystem zu bringen. Bürgermeisterin Raggi, die der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung angehört, wehrt sich jedoch gegen die Privatisierung.

Veraltetes U-Bahn-Netz
Die Stadtchefin hatte vor ihrem Amtsantritt im Juni 2016 eine „Revolution“ versprochen, die die größte öffentliche Verkehrsgesellschaft Europas in ein effizientes Unternehmen verwandeln werde. Die vorhergesagte radikale Umwandlung ist bis jetzt jedoch komplett ausgeblieben. Täglich kämpfen Einwohner und Touristen in der Ewigen Stadt mit einem veralteten U-Bahn-Netz, einem ineffizienten Linienbus-System und mit unpünktlichen und unzuverlässigen Verkehrsmitteln. Ebenfalls ist es der 40-jährigen Raggi nicht gelungen, Probleme wie Müllentsorgung und Sauberkeit in der Stadt in den Griff zu bekommen.

„Unerträgliche Zustände“
Am Samstag ist vor dem Rathaus auf dem Kapitol-Hügel eine Protestkundgebung gegen die Stadtpolitik geplant. Eine spontan entstandene Bürgerbewegung ruft die Römer zur Revolte gegen die „unerträglichen Zustände“ in der 3,5-Millionen-Metropole auf.

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