Stahlkugeln angebracht

Köln-Terrorist wollte „immensen Schaden“ anrichten

Ausland
16.10.2018 17:48

Bei der Geiselnahme im Kölner Hauptbahnhof ist die Stadt offenbar einem Brandanschlag von immenser Zerstörungskraft entgangen. Hätte der als Täter identifizierte 55-jährige Syrer seinen Gesamtbestand an Benzin und Gaskartuschen, an denen auch Stahlkugeln angebracht waren, zur Explosion gebracht, wäre bei dem Gewaltverbrechen am Montag ein „weitaus größerer Schaden“ entstanden, sagte Kölns Kripo-Chef Klaus-Stephan Becker am Dienstag.

Einen Tag nach der Tat zeigte die Kölner Polizei vor Journalisten einen Videomitschnitt aus dem Fast-Food-Lokal im Kölner Hauptbahnhof, in dem der Syrer Montagmittag einen Brandanschlag verübt hatte. Auf den Bildern sind Menschen zu sehen, die in Panik vor einem großen Feuerball fliehen.

Nach dem Anschlag hatte der Täter einen Großteil des Brandbeschleunigers und der Gaskartuschen in dem Restaurant zurückgelassen und war in eine benachbarte Apotheke geflohen. Als er dort später eine weibliche Geisel mit einem Feuerzeug anzuzünden drohte, stürmte eine Sondereinheit die Apotheke und der Angreifer wurde niedergeschossen.

14-jähriges Opfer musste erneut operiert werden
Nach einer Notoperation befand sich der Mann am Dienstag nicht mehr in Lebensgefahr. Er lag aber im Koma und war nicht ansprechbar. Bei dem Anschlag und der Geiselnahme wurden ein 14-jähriges Mädchen und die Geisel verletzt. Während die Geisel am Dienstag das Krankenhaus verlassen konnte, musste sich die 14-Jährige einer weiteren Operation unterziehen.

Gegen den 55-Jährigen wurde Haftbefehl unter anderem wegen zweifachen Mordversuchs erlassen, wie die Kölner Staatsanwaltschaft mitteilte. Die Ermittler bestätigten zugleich Berichte, wonach an den Gaskartuschen teilweise Stahlkugeln angebracht waren. Bei einer Explosion hätten diese Kartuschen einen „immensen Schaden“ angerichtet, sagte Becker.

Laut Polizei lebte der Syrer in einer Kölner Flüchtlingsunterkunft. Einer Arbeit ging er demnach nicht nach, weil er dazu offenbar psychisch nicht der Lage war, wie Becker betonte. Der Mann lebt demnach seit März 2015 in Deutschland, die meiste Zeit in Köln. Der anerkannte Flüchtling habe eine Aufenthaltserlaubnis bis Juni 2021.

Nach Angaben der Ermittler leben auch der Bruder des Manns und sein Sohn in Deutschland. Seine Frau soll sich demnach aber noch in Syrien aufhalten. Ihre Anträge auf Einreise nach Deutschland seien zweimal „von den zuständigen Stellen“ abgelehnt worden.

Bislang keine konkreten Hinweise auf IS-Verbindung
Der Mann sei in der Vergangenheit „kriminalpolizeilich umfangreich in Erscheinung getreten“, sagte Becker. In insgesamt 13 Fällen sei es um Drogen, Diebstahl, Bedrohung, Betrug und Hausfriedensbruch gegangen. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung seien arabische Schriftzeichen mit muslimischem Bezug gefunden worden. Es gebe dabei aber keinen konkreten islamistischen Bezug, insbesondere nicht zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

Zugleich wurde bekannt, dass die Bundesanwaltschaft in Kürze die Ermittlungen in dem Kölner Fall an sich ziehen dürfte. Es sei damit zu rechnen, „dass wir dieses Verfahren aller Voraussicht nach übernehmen werden“, sagte Markus Schmitt von der obersten Anklagebehörde in Köln. Dies würde bedeuten, dass die Ermittler einem Anfangsverdacht auf einen terroristischen Hintergrund der Tat nachgehen.

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