"Hatte Todesängste"

Fußball-Lehrer Gerhard Hitzel in Russland entführt

Fußball
07.12.2009 14:29
Das zweite Adventwochenende 2009 wird Fußball-Lehrer Gerhard Hitzel wohl sein Leben lang in Erinnerung behalten. Der gebürtige Burgenländer, der seit Jänner 2008 als Akademie-Chef des russischen Tabellenvierten Lok Moskau arbeitet, ist am vergangenen Wochenende Opfer einer mysteriösen Entführung gewesen. Hitzel wurde am Freitag auf dem Weg in sein Büro gekidnappt, befindet sich inzwischen aber wieder in Sicherheit.

"Es war schrecklich. Ich habe Todesängste ausgestanden, als mich Unbekannte in ein Auto zerrten, mir die Augen, den Mund verbunden und mich an den Knien und den Armen gefesselt haben", erzählte das Opfer am Montag. Er sei erst nach über eineinhalb Stunden wieder frei gekommen. "Die Botschaft hat sich um mich gekümmert", betonte Hitzel, der mit dem Schrecken, Prellungen und Blutergüssen an Armen und im Nackbereich davon gekommen war.

Hitzel über die Entführer: "Das waren Profis"
Nach dem Verlassen der U-Bahnstation in der Nähe seines Arbeitsplatzes war der 62-Jährige am vergangenen Freitag wie jeden Morgen gegen 9.10 Uhr auf der Straße unterwegs gewesen, ehe die Täter zuschlugen. "Es lief alles generalstabsmäßig ab, es war wie im Film oder im Fernsehen, das waren Profis. Sie haben nichts geredet, ich sagte immer wieder, dass ich Österreicher bin und eine Verwechslung passiert sein muss", schilderte Hitzel.

Nach einer längeren Autofahrt seien die Entführer aus dem Wagen ausgestiegen und haben ihr Opfer zurückgelassen. Nach einiger Zeit gelang es Hitzel, sich zu befreien und aus dem in einer Plattenbausiedlung abgestellten PKW auszusteigen. "Ich habe dann Passanten auf Englisch angesprochen, aber zunächst blieb niemand stehen. Erst ein Bursch verstand mich und führte mich ins Büro zu meinem Klub. Dort hat der Sicherheitsbeauftragte die Polizei verständigt, die dann schnell da war und alles aufgenommen hat", erzählte der Burgenländer.

Hitzel vermutet Verwechslung
Er vermutet, dass es sich um eine Verwechslung oder aber eine gezielt Aktion gegen ihn handeln müsse. "Wer dahinter stecken könnte, ist mir ein Rätsel. Die Männer wollten von mir nichts. Sie haben mir nur mein Handy und meinen Laptop sowie 150 Euro abgenommen. Kreditkarten und Reisepass haben sie nicht interessiert", sagte Hitzel, der glaubt, dass drei oder vier Männer an der Entführung beteiligt waren.

Auch Diplomaten beschäftigen sich mit der Entführung
Die Entführung beschäftigt auch die diplomatische Vertretung Österreichs in Russland. "Wir werden die Sache weiter verfolgen, dranbleiben und nicht einschlafen lassen. Unser Polizei-Attache steht mit den örtlichen Behörden in Kontakt. Das Außenministerium erhält von uns einen Bericht über den Vorfall", sagte Generalkonsul Edwin Ferner am Montag, nachdem einer seiner Kollegen mit dem Clubchef von Lok Moskau ein Gespräch geführt hatte.

Ferner ist seit etwa eineinhalb Jahren in Moskau stationiert, aber einen solchen Fall habe er noch nicht erlebt. "Moskau ist eine relativ sichere Stadt, aber wie in jeder Metropole gibt es natürlich Überfälle. Der von Herrn Hitzel passt nach dem Ablauf nicht ins Schema, das ist ein Sonderfall", meinte der Generalkonsul.

Hitzels Vertrag läuft bis Ende 2010
Hitzel war im Jänner 2008 auf Empfehlung vom damaligen und inzwischen entlassenen Lok-Cheftrainer Raschid Rachimow nach Moskau geholt worden und unterschrieb dort einen bis Ende 2010 befristeten Vertrag. Rachimow, der frühere Austria- und Admira-Legionär, hatte seinen Trainerschein unter Hitzel gemacht. Der Forchtensteiner war 17 Jahre Leiter der österreichischen Trainerausbildung im Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) gewesen und hatte insgesamt rund 30 Jahre für den ÖFB, u.a. auch als Teamchef der U21-Auswahl, gearbeitet.

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(Bild: KMM)



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